Full text: Kaiser Friedrich III.

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Schloß Friedrichskron nach der Friedenskirche bei Sanssouci sich 
in Bewegung setzte. Herrlich spiegelte sich die Sonne auf den 
Helmen der zahlreichen Truppen, die ihren obersten Kriegsherrn 
zu Grabe geleiteten. Ihm, dem die Sonne so wenig gelacht 
auf dem Throne, ihm sandte sie ihre goldenen Strahlen jetzt 
noch in die Gruft. Tausende von Zuschauern hatten sich an der 
schattigen, vom herrlichsten Sonnenlichte durchbrochenen und von 
Blütenduft erfüllten Parkallee eingefunden, die von Friedrichs¬ 
kron nach Sanssouci führt, um den prächtigen Leichenzug zu 
sehen, und dem geliebten, toten Kaiser ihre letzten Grüße zu 
spenden. 
Um 12 Uhr etwa langte der gewaltige Zug an der Friedens¬ 
kirche an, die schwarz behängt und mit Kränzen und Palmen 
reich geziert war. Hier wurde der kaiserliche Sarg über der 
Gruft Friedrich Wilhelm IV. und seiner Gemahlin Elisabeth 
aufgestellt und alsdann vom Ober-Hof- und Domprediger D. Kögel 
das letzte Gebet gesprochen, während die Leichenrede bereits in 
Friedrichskron gehalten war. 
Dort in der Friedenskirche ruht nun der königliche Dulder 
aus von seinem Helden- und Schmerzensleben, und sein Geist 
schaut segnend herab vom hohen Himmelsdome auf sein deutsches 
Volk, für das sein Herz so treu und warm geschlagen. 
Dieses Volk aber, wenn es seinen Schmerz ausgeweint, 
erhebt die Blicke wieder zu dem Kaiserthron, und siehe, er ist 
nicht verwaist. Ein junger Hohenzoller hat ihn eingenommen, 
der mit kraftvollem Arm das Scepter des Staates und des 
Reiches führt, und dessen Thron Deutschlands Fürsten in ein¬ 
mütigem Sinne umgeben, sich die Hände reichend wie einst in 
Versailles zum feierlichen Bunde, zur Eintracht und Einhelligkeit 
im Sturm und im Sonnenschein. 
Gott, der Allmächtige, aber schütze und schirme das teure 
Vaterland und seinen geliebten Fürsten. Er verscheuche die Wolken 
der Trauer uni die beiden entschlafenen Heldenkaiser, und lasse 
die Sonne des Friedens und der Freude nun herunterleuchten 
viele Jahre lang auf unser herrliches, schönes, deutsches Heimatland! 
Ein Held noch in Rüstung, den Tod in der Brust, 
Doch heiligen Feuers erglommen, 
So bist du, der göttlichen Sendung bewußt, 
Zu deinem Volke gekommen.
	        
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