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e. Der deutsch-französische Krieg. 1870—71.
Die ersten Siege.
1. Ursache. Mit neidischen Augen sahen die Franzosen auf die wachsende
Macht Preußens. Man suchte nach einem Vorwände zum Kriege, und er war
bald gefunden. Die Spanier wählten sich nämlich um jene Zeit den Prinzen
Leopold von Hohenzollern- Sigmaringen, einen Verwandten des Königs von
Preußen, zu ihrem Könige. Das durfte nicht fein. Die Franzosen — und mit
ihnen ihr damaliger Kaiser Napoleon III. — waren so unverschämt, vom Könige
Wilhelm zu verlangen, daß er dem Prinzen die Annahme der spanischen Krone
verbiete. Es genügte den hochmütigen Franzosen nicht, daß der König hierauf
erklärte, er habe zu solchem Verbote kein Recht; auch das genügte nicht, daß
der Prinz aus eignem Antriebe auf die Krone verzichtete. In ihrer Ver¬
blendung forderten sie vom König Wilhelm sogar das schriftliche Versprechen,
daß er zu der beabsichtigten Königswahl niemals seine Einwilligung geben werde.
Entrüstet wies der König den Gesandten Benedetti, der ihm diese Erklärung auf
der Promenade in Ems abforderte, zurück. Zwei Tage später war die Kriegs¬
erklärung der Franzosen in Berlin.
2. Rüstung. Der König verließ sofort Ems und begab sich nach Berlin,
wo er mit Jubel begrüßt wurde. Noch in der Nacht erteilte er den Befehl zur
Mobilmachung der ganzen Armee. In wenigen Tagen stand sie gerüstet da,
und mit dem Gesänge: „Lieb Vaterland, magst ruhig sein, fest steht und treu
die Wacht am Rhein!" zog sie nach Westen. (Deutsche Jugend 4, S. 191: Die
Wacht am Rhein, und 5, Anhang S. 324: Der deutsche Rhein.) — Auch die
Süddeutschen (Bayern, Württemberger und Badenser) griffen begeistert zu den
Waffen. So einig hatte man das deutsche Volk noch nie gesehen. Es wurden
nun 3 große Armeen gebildet; die 1. stand unter General Steinmetz an der
Mosel, die 2. unter Prinz Friedrich Karl in der Rheinpfalz, die 3. unter
dem Kronprinzen von Preußen weiter südlich zwischen Landau und Karlsruhe.
3. Weistenburg. 4. August. Der Kronprinz überschritt zuerst die franzö¬
sische Grenze und rückte auf Weißenburg los. Auf dem nahen Geisberge hatten
sich die Franzosen verschanzt. Unter dem mörderischen Feuer der feindlichen
Batterien und Chassepots erklommen die Deutschen, ohne einen Schuß zu thun,
den Berg und vertrieben die Franzosen aus ihren Verschanzungen. Dann ging
es ans die Festung selbst los; die Thore wurden gesprengt, und unaufhaltsam
drangen die Deutschen in die Stadt ein. In den Häusern aber hielten sich viele
Turkos verborgen, die aus den Fenstern und von den Dächern auf die Ein¬
dringenden feuerten. Diese jedoch schlugen mit dem Kolben Thüren und Fenster
ein und machten die ganze Besatzung zu Gefangenen. Das war der erste Sieg.
4. Wörth. Spichern. Zwei Tage später, am 6. August, wurden die
Franzosen abermals geschlagen und zwar an zwei Stellen, vom Kronprinzen bei
Wörth, von Steinmetz bei Spichern. Wenige Tage nach diesen Siegen sah man
in Berlin u. a. großen Städten Deutschlands viele französische Soldaten —
darunter viele schwarzbraune Turkos und Zuaven — als Gefangene. So freilich
hatten sich die Franzosen die Sache nicht vorgestellt, als sie vor wenigen Wochen
siegesmutig in Paris gerufen hatten: „Nach Berlin! Nach Berlin!" (Deutsche
Jugend 4, S. 203: Ein Stücklein von unsern Husaren.)