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Ortschaften im Muldengebiet.
Hartha, 2754 E., nordwestlich von Waldheim, treibt neben Acker-
bau nnd Viehzucht starke Weberei und Cigarrenfabrikation.
Geschichtl.: Urkundlich die „Hart" d. h. Wald, wird schon 1076 erwähnt,
kommt 1407 als Stadt vor. Im 30 jährigen Kriege brannte Hartha ganz ab.
Bis 1588 gehörte Hartha zu Kriebstein, dann zum Amte Rochlitz. 1843: 1941 E.,
1867: 2650 E.
Geringswalde, 2850 (£., südwestlich von Hartha, ist ein Landbau
und Viehzucht treibendes Städtchen; auch Cigarrenfabrikation ist hier.
In der Nahe Schieferbrüche. Bei Geringswalde liegt auch das Ritter-
gut Schweikershain, welches Veranlassung zu den ersten Feindseligkeiten
zwischen Kunz von Kaufungen und Friedrich dein Sanftmüthigen und
zum Prinzenraube gab.
Geschichtl.: Urkundlich als Stadt Genmgiswalde im Jahre 1261 bezeich¬
net. Im nahen Fürstenwalde noch Spuren der Burg Rochlinti, die schon 1081
erwähnt wird. Das Kloster, von dem keine Spur mehr vorha-den, wurde schon
1182 zerstört. 1566 Reformation. 1637 und 1641 Plünderung. 1843: 2318 E.,
1867: 2829 E.
Muldengebiet.
Hainichen. 8331 E., in einer Thaliunlde. Tuch-, Flauell-,
Leinweberei, bedeutende Gerbereien und Schuhmacherei.
Geschichtl.: 1388 kommt der Ort zuerst vor, 1441 mit Stadtrecht. Die
Hussiten wüthen furchtbar hier. 1715 ist der Dichter Geliert hier geboren 1832
großer Stadtbrand, auch in neuerer Zeit viele Brände. Die Documente dieser
Stadt sind spärlich, zerstreut, zum Theil verbrannt. 1843: 5580 E., 1867: 7719 E.
Rotwein, 6848 E., tief in einem Kesselthale der Freiberger
Mulde. Hauptgewerbe: Tuchmacherei, Färberei, Laudbau und Viehzucht.
In der Nähe (Gersdorf) Bergbau.
Geschichtl.: Urkundlich Russewyn, wird 1224 als Stadt erwähnt. 1293
an Kloster Alteuzella. Die Stadt hat viel von Bränden zu leiden gehabt, so 1420,
1564, 1596, 1650, 1682, 1690, 1806. Pest in den Jahren 1517, 1577, 1584,
1613, 1633. Auch die Mulde hat große Verheerungen angerichtet. 1540 Refor-
mation. 1815 die neue Stadtkirche eingeweiht. 1843: 4972 E., 1867: 7286 E.
Döbeln, 10,078 E., auf eiuer Insel, welche von der in
zwei Arme sich theilenden Mulde umflossen ist. Sitz der Amtshaupt-
Mannschaft und eines Bezirksgerichts. Realschule. Bedeutende Getreide-
Märkte und Viehmärkte; hervorragende Industrie in Tuch-, Leder-, Ci-
garren-, Blechwaareufabrikation. Döbeln hat die größte Faßfabrik
Sachsens. Fabrikation von Pianoforten. Bedeutender Maschinenbau.
Geschichtl.: Urkundlich Dobelin, d. h. gutes Land. Der Ort stand schon
vor dem Jahre 981, wo Kaiser Otto ihn dem Kloster Meinleben in Thüringen
überließ. 1221 gehörte Döbeln zu Meißen und ein meißnischer Vogt residirte auf
dem Schlosse. 1634, 1637 Plünderung und Brand. Hauptkirche 1479—1485 er-
baut, die Gottesackerkirche 1619, aber 1669 erst vollendet. 1615 Brand. 1762
Schlacht zwischen Preußen und Oesterreichern. 1843: 6070 E., 1867: 9689 E.
Leisnig, 6751 E., am linken Ufer der Mulde in sehr schöner
Gegend, mit Schloß Mildenstein (richtiger Muldenstein). Tuchmacherei,
Schuhmacherei, Landbau und Viehzucht, große Getreide- und Viehmärkte. —
Klimatischer Kurort*).
*) Siehe Abbildung: Leisnig.