Full text: Anschaulich-ausführliches Realienbuch

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Hierzu wird sie besonders durch ihre Gewandtheit im Springen und Klettern be¬ 
fähigt. Fliegt ein Vogel etwa 1 m hoch vom Boden dahin, so schlägt sie ihn im 
Sprunge mit der Pfote herab. Beim Klettern leisten ihr die spitzen Krallen 
vorzügliche Dienste. Sie klettert so leise und leicht, daß der schlafende Vogel nicht 
das geringste davon merkt. Der schlanke und geschmeidige Leib ermöglicht es der 
Katze, auch durch enge Löcher und in die entlegensten Winkel zu kriechen. Daher 
überrascht sie den Vogel nicht selten im Neste am Giebel oder unterm Dache. 
Auch über den Dachfirst, ja, über spitze Latten läuft sie sehr geschickt. Fällt sie 
ja einmal herunter, so gebraucht sie den Schwanz als Steuerruder und dreht sich 
in der Luft so, daß sie stets auf die Beine zu stehen kommt. 
4. Augen. Die Augen der Katze sind so eingerichtet, daß sie mit ihnen 
auch in der Nacht den schlafenden Vogel entdeckt und die Mäuse, die dann be¬ 
sonders thätig sind, noch recht gut sehen kann. Das Sehloch (Pupille), das am 
Tage nur einen senkrechten Spalt bildet, erweitert sich nämlich im Dunkeln fast zu 
einem Kreise, so daß möglichst viel Lichtstrahlen in die Öffnung eindringen können. 
5. Charakter. Die Katze schmeichelt gern, doch ist ihr niemals ganz zu 
trauen. Eben hat sie sich zärtlich an dich geschmiegt, und schon im nächsten 
Augenblicke kratzt sie dich. Auf Sauberkeit giebt sie viel. Stundenlang sitzt sie 
oft da und leckt und streicht sich. Sanftes Streicheln scheint ihr überhaupt sehr 
zu behagen. Sie läßt dann gern ihr bekanntes Schnurren hören, das durch zarte 
Häute im Kehlkopfe hervorgebracht wird. Die Anhänglichkeit der Katze an das 
Haus ist in der Regel größer als an die Menschen; denn sie bleibt nicht selten 
dort, wenn diese es verlassen. Eine Familie zog einmal nach einem 10 Stunden 
entfernten Orte und nahm ihre Katze mit, die bald darauf 2 Junge bekam. Eines 
Tages verschwand die Alte mit der einen jungen Katze. Sie hatte diese, wie man 
später erfuhr, in die alte Heimat getragen und kehrte nach einigen Wochen zurück, 
um auch das andre Kätzchen nachzuholen. 
81. Der Hund. 
1. Gemeinsame Eigentümlichkeiten. Obwohl es über 100 verschiedene 
Hunderassen giebt (z. B. ?), so haben sie doch fast alle gewisse Eigentümlichkeiten 
gemeinsam. Ihr Körper ist besonders zum Lausen eingerichtet, daher die meist 
langen, kräftigen Beine, der breite Brustkorb (zur Aufnahme der Lungen) und 
der eingeschnürte Bauch. Die meisten Hunde sind auch mit einem sehr scharfen 
Geruchssinne begabt. Meilenweit verfolgen sie zuweilen die Spur ihres Herrn. 
Die bellende Stimme fehlt nur wenigen Rassen, wie z. B. einigen Hunden in 
Grönland, bei denen das Bellen in ein bloßes Heulen oder Knurren übergeht. 
Beim Läuten der Glocken oder beim Klange der Musik brechen die Hunde in ein 
unangenehmes Heulen aus. Das geschieht aber nicht etwa, weil sie „musikalisch" 
sind und mitsingen wollen, sondern weil ihre zarten Gehörnerven durch die Musik 
zu stark erschüttert werden. Wenn sie zu viel Knochen genossen haben, so fressen 
sie Gras, um sich durch den Kitzel desselben zum Erbrechen zu reizen. Sie 
schwitzen nie, laufen schief, sehen sich am Kreuzwege um und beißen nach dem 
vorgeworfenen Stein. 
2. Treue. Durch seine Treue und Anhänglichkeit ist der Hund der treuste 
Freund des Menschen geworden. Wie gern begleitet er seinen Herrn ins Feld 
oder auf Reisen! Mit welcher Freude empfängt er ihn nach mehrtägiger Abwesen¬ 
heit. Sobald er ihn hört, bellt er freudig auf, springt zu ihm empor, wedelt 
vergnügt mit dem Schwänze und leckt ihm die Hand. Er unterwirft sich demütig 
allen Züchtigungen, vergißt bald den Fußtritt und gedenkt lange der empfangenen 
Wohlthaten. Mancher Hund hat sich auf dem Grabe seines Herrn zu Tode ge-
	        
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