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gelegt hat, so schiebt er einen Stein darunter. Viel Vergnügen macht ihm das
Baden. Fehlt ihm aber dazu die Gelegenheit, so bespritzt er seinen Körper mit
Wasser. Er pflückt sich Zweige und benutzt sie als Fächer und Wedel gegen die
Fliegen. Auch sucht er sich gegen deren Stich noch dadurch zu schützen, daß er
seine Haut mit Sand und Erde bestreut.
145. Der Orang-Nan.
1. Körperbau. Der Orang-Utan erreicht etwa die Größe eines 14jährigen
Knaben. Er unterscheidet sich — wie fast alle Affen — von den übrigen Säuge¬
tieren besonders durch seine „Hände", mit denen die Vordergliedmaßen versehen
sind. Die Hintergliedmaßen haben „Greiffüße" (keine Hände, wie man früher
meinte; denn sie lassen durch ihren Knochen¬
bau noch den Fuß wiedererkennen). Durch
die Hände erinnert der Affe an den Menschen,
mit dem er in seinem Äußern auch sonst wohl
M noch einige Ähnlichkeit hat. Betrachtet man
a1 ihn aber genauer, so wird man bald den
Unterschied zwischen Affen und Menschen er¬
kennen. Fast der ganze Körper ist mit rot¬
braunen Haaren bedeckt. (Sie sind am Ober¬
arme abwärts, am Unterarme aufwärts ge¬
richtet.) Nur das Gesicht, die Ohren und die
Innenflächen der Hände sind nackt, aber von
bläulicher Färbung. Das bartumrahmte Gesicht
hat zwar in der Jugend einen menschen¬
ähnlichen, jedoch greisenhaften Ausdruck. Mit
zunehmendem Alter aber werden Nase und
Maul immer mehr schnauzenartig, und die
langen Eckzähne geben dann dem Orang-Utan
beim Offnen des Maules ein ranbtierartiges Äussehen. Nach Zahl und Art der
Zähne stimmt sonst das Gebiß mit dem des Menschen überein, jedoch findet sich im
Oberkiefer jederseits zwischen den Schneide- und Eckzähnen eine Zahnlücke zur Auf¬
nahme der untern starken Eckzähne. Der Orang-Utan kann zwar auch aufrecht gehen
wie der Mensch, niemals aber vermag er die Knie seiner wadenlosen Beine zurück-
zndrücken. Am liebsten läuft er auf allen vieren. Was aber den Orang-Utan am
meisten vom Menschen unterscheidet, das ist der Mangel an Vernunft und Sprache.
2. Lebensweise. Der Orang-Utan lebt in den Urwäldern der Inseln Borneo
und Sumatra. Hier klettert er fast den ganzen Tag auf Bäumen umher, um sich
Baumfrüchte und Blätter zu pflücken oder gelegentlich auch einmal ein Vogelnest
zu plündern. Und zum Klettern ist er durch seinen Körperbau außerordentlich
befähigt. Mit seinen Händen und Greiffüßen kann er sich geschickt festhalten. Die
Arme sind sehr lang und reichen bis auf die Knöchel. Dadurch wird es ihm leicht,
auch weitabstehende Zweige zu ergreifen. Er klettert zwar langsam und bedächtig,
aber mit großer Sicherheit. Nur selten hüpft und springt er, jedoch vermag er
auf dickern Zweigen geschickt zu lausen. Auf die Erde kommt er nicht oft. Will
er von einem Baume zum andern, so schwingt er sich vorsichtig hinüber. In der
Mitte des Wipfels baut er sich ein Lager. Es gleicht einem Vogelhorste, trägt aber
niemals ein Dach, wie man früher glaubte. Daß er Elefanten, die in sein
Gehege kommen, mit Knüppeln vertreibe, ist nur eine Sage der Eingeborenen.
Diese glaubten ja früher auch, er könne sprechen und rede nur deshalb nicht,
damit er nicht zu arbeiten brauche. Seine Kraft ist gewaltig. Er zerbricht mit
Orang-Utan.