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Herrn Else erschlagen. Wir fürchten darum wohl mit Recht, daß 
Gelfrat und Else uns nacheilen und mit ihren Scharen angreifen 
werden. Damit diese nun nicht meinen, wir seien feig und flöhen 
vor ihnen, so laßt eure Rosse in langsamem Schritte vorwärts 
gehen; haltet euch aber gewaffnet und jedes Angriffs gewärtig." 
Den Rat befolgten die Helden. Volker aber, der kühne Spiel¬ 
mann, dem Straßen und Steige bekannt waren, ritt dem Zuge 
vorauf. Fest hatte er den Helm aufs Haupt gebunden, strahlend 
erglänzte fein herrliches Streitgewand, und an seinem Speere flatterte 
das rote Heerzeichen König Günthers. 
Wle Hagen geahnt, so traf es ein. Gelfrat und Else hatten 
kaum den Tod ihres Fährmannes vernommen, als sie wohl sieben¬ 
hundert Helden um sich versammelten und mit diesen den kühnen 
Gästen, die ihr Land durchzogen, nachjagten. Hagen aber hatte, 
um seinen Freunden am besten zu dienen, nebst seinem Bruder 
Dankwart und den Helden, die ihm Unterthan waren, die Nachhut 
übernommen. Der Tag war vergangen, und schon begann die 
Nacht, ihre dunkeln Schatten auszubreiten; da hörten Hägens und 
Dankwarts Helden den Schlag von Hufen hinter sich, und sie merkten 
wohl, daß die, die ihnen nachgeritten kamen, große Eile hatten. 
Schon sah man den hellen Schein der feindlichen Schilde durch 
das Dunkel hindurchleuchten. Da befahl Dankwart den Helden, 
sich zum Kampfe bereit zu halten; Hagen aber fragte die Ver¬ 
folger: „Wer verfolgt uns auf der Straße?" Gelfrat, der Mark¬ 
graf von Bayern, antwortete: „Unsere Feinde suchen wir, und denen 
sind wir nachgeeilt. Man hat mir heute früh meinen Fährmann, 
einen gar tapfern Helden, erschlagen; wüßte ich, wer es gethan 
hat, so wollte ich es fürchterlich rächen." Nach kurzem Wortwechsel 
begann ein grimmiges Streiten zwischen Gelsrat und Hagen, die 
mit den Speeren nach einander stachen, während Else und Dank¬ 
wart ebenfalls grimmig gegen einander ritten. So kräftig rannte 
Gelsrat Hagen an, daß dieser hinterrücks vom Pferde siel. Da 
lernte er auch einmal kennen, was Fallen heißt. Aber auch Gelfrat 
fiel aus dem Sattel, und so lagen beide Helden im Sande. Zu 
Fuße liefen sie nun gegen einander, und einen kräftigen Schlag 
führte Hagen gegen Gelfrat. Doch nicht minder kräftig schlug 
dieser, und von seinem Schlage ging Hägens Schild in Stücken. 
Da kam Hagen in große Not, und feinen Bruder Dankwart rief 
er an: „Hilf mir, lieber Bruder! hier besteht mich ein fürchter¬ 
licher Held, vor dem ich mich nicht retten kann." — „Das will ich 
bald wenden!" sprach da Dankwart, und schnell heranspringend 
führte er mit seinem scharfen Schwerte einen Schlag nach Gelfrat, 
von dem dieser für immer stumm gemacht ward. Alsbald sprang 
Else herbei, feinen Bruder zu rächen; wie tapfer er aber auch
	        
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