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wachte neben ihr und betete für seine Seele. Erst 1111 wurde er vom Banne 
befreit und feierlich begraben. Sein herzloser Sohn Heinrich V. starb un- 
betrauert und kinderlos (1125). Mit ihm erlosch das fränkische Haus. Ihm 
folgte Lothar von Sachsen. Nach dessen Tode (1137) gelangten die Hohen¬ 
staufen auf den Thron. 
9. Der erste Kreuzzug (1996—1999). 
1. Ursachen der Kreuzzüge. Helena, Konstantins Mutter, hatte da8 
heilige Land besucht und über der Gruft des Heilandes eine Kapelle erbaut. 
Seitdem zogen viele Pilger nach den heiligen Stätten. Als die Araber 
Palästina eroberten, forderten sie von den Prlgern eine Abgabe, störten aber 
ihre Andacht nicht. Als jedoch die rohen Türken das heilige Land einnahmen, 
da mißhandelten sie die frommen Pilger in schändlicher Weise. 
2. Peter von Amiens (spr. Amiäng), ein französischer Einsiedler, sah 
dies und entbrannte darüber in Unwillen. Barfuß und barhäuptig, das ab¬ 
geschabte Pilgerkleid mit einem Strick umgürtet, das Kruzifix in der Hand, von 
Strapazen abgemagert, so durchzog er auf einem Esel Italien und Frankreich 
und schilderte in feurigen Worten die Not der Christen und die Frevel der Türken. 
Dem Papste brachte er eine Bittschrift von dem Bischof zu Jerusalem, und dem 
Volke erzählte er, daß Christus selber ihm die Befreiung des heiligen Grabes 
befohlen habe. 
3. Papst Urban II. berief eine Kirchenversammlung und forderte alle 
Christen zur Befreiung des heil. Grabes auf. Er riß alle Herzen durch seine 
Rede hin. „Gott will es!" rief alles, und Tausende hefteten sich ein rotes Kreuz 
auf die rechte Schulter, um als Kreuzfahrer an den Kreuzzügen teilzunehmen. 
4. Gottfried von Bouillon (spr. Bujong) trat an die Spitze des Kreuz¬ 
heeres, das wohl V2 Million Menschen zählte, und gelangte unter mühsamen 
Märschen nach Kleinasien. Aber Hunger und Durst, Hitze und Seuchen, List 
und Schwert der Feinde rafften Tausende hinweg. Die Festung Antiochia 
wurde erobert, aber kurz darauf von den Türken eingeschlossen. Plötzlich ward 
der Mut der Belagerten neu belebt: Man hatre bte heilige Lanze gefunden, 
mit der Jesu Seite einst durchbohrt wurde. Unter Gesang stürzten sich die 
halbverhungerten Kreuzfahrer auf die Feinde und schlugen sie in die Flucht. 
Durch den Libanon zog der Rest des Kreuzheeres nach Süden und erblickte 
von Emmaus' Höhe die heilige Stadt. „Jerusalem, Jerusalem!" riefen die 
erschöpften Krieger, sanken weinend nieder und küßten die Erde. 
5. Eroberung Jerusalems 1099. Aber die heilige Stadt war stark be¬ 
festigt und tapfer verteidigt. Mit ungeheuren Anstrengungen schafften die Kreuz¬ 
fahrer Belagerungsmaschmen, besonders Türme aus Rädern, herbei. Zwei 
Tage wurde tapfer aber erfolglos gestürmt. Da plötzlich glaubten die Kreuz¬ 
fahrer auf dem Ölberge einen Ritter in leuchtender Rüstung zu sehen. „Gott 
sendet den Erzengel Michael zu Hilfe!" rief man sich zu, und die Begeisterung 
ward unwiderstehlich. Zuerst erstiegen Gottfried und sein Bruder von einem 
Turme die Mauer. Ein Thor ward niedergerannt, und hinein stürmten die 
Scharen mit dem Rufe: „Gott will es!" Tausende von Türken fielen; bis an 
die Knöchel wateten die Sieger im Blute. Gottfried aber ging im Büßer- 
gewande zum heil. Grabe und dankte Gott für den Sieg. Da warf auch das 
Kriegsvolk die Waffen weg und zog barfuß unter Bußgesängen in die Grabes¬ 
kirche. Man bot dem edlen Gottfried die Krone von Jerusalem an. Er aber 
sprach: „Wie sollte ich an der Stelle eine goldene Krone tragen, wo mein Heiland 
unter der Dornenkrone geblutet hat!" Er nannte sich Beschützer des heil. Grabes,
	        
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