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noch 4 Weilen zurückstand, ihm mit der zweiten Armee zur Hülfe 
kommen könne. Der König ließ sogleich den Chef des Generalstabes, 
den General von Moltke, zu sich bescheiden, und um Mitternacht 
wurde die Schlacht beschlossen. Um 2 Uhr Morgens waren die Be¬ 
fehle ausgefertigt. Der Oberst-Lieutenant von Finken stein ritt, 
nur von einem Diener begleitet, in die Nacht hinaus und überbrachte 
Morgens 4 Uhr dem Kronprinzen den Befehl zum Vormarsch. 
Gegen Morgen setzte sich oie Armee des Prinzen Friedrich Karl 
in Bewegung. Es siel ein dichter Nebelregen, welcher bis Nachmittag 
anhielt. Langsam marschierte das Heer die aufsteigenden Gelände 
hinan. Das Getreide lag, vom Regen niedergedrückt, am Boden, so 
daß die Truppen sich nur mit Mühe einen Weg hindurch bahnen 
konnten. Morgens 6 Uhr war D ub, gegen 7 Uhr Sadowa erreicht. 
Unter dem Schmettern der Trompeten schwenkten die Reitergeschwader 
in die Schlachtrcihe ein; die Bataillone zogen sich die Bistritz entlang: 
da krachte der erste Schuß der Oesterreicher; der Kamps begann. 
W:e durch Zauberei erschienen aus allen Seiten österreichische Ka¬ 
nonen; aus jedem Dorfe, von jeder Straße, aus den Gärten sandten 
sie ihre Geschosse, deren Splitter prasselnd umhergeschleudert wurden. 
Der König war schon um 5 Uhr zu Pferde gestiegen. Um 8 Uhr, 
eben als die Schlacht begann, langte er bei Dub au. Sogleich ritt 
er mit einem großen Gefolge vor, um die Stellung der Feinde zu 
erkunden. In seiner Nähe schlugen die Granaten des Feindes ein; 
furchtlos aber hielt er mitten im Kugelregen. — Tie Preußen griffe:', 
mit großem Nachdruck aus allen Seiten an. Mit unvergleichlicher 
Tapferkeit stürmten die Bataillone; aber die Vertheidigung des Feindes 
war hartnäckig; seine Stellung schien uneinnehmbar. Die vorgehenden 
Bataillone litten furchtbar bei dem Ansturm auf die waldumkränzten 
Höhen. Heftig tobte der Kampf um Sadowa. Jeder Zoll breit 
Bodens mußte mit Blut erkauft werden; die Kugeln fuhren durch die 
geschloffenen Glieder und rissen ganze Reihen nieder. Aber die Preu¬ 
ßen wankten nicht. Allmählig drangen sie bis zum Gehölz bei Sadowa 
vor und beschossen es mit Kanonen, doch ohne Wirkung. Es mußte 
Infanterie vor, und so entspann sich hier eines der furchtbarsten Ge¬ 
fechte, die je in einem Kriege ausgefochten worden sind. Das 27. Re¬ 
giment tzing, 3000 Mann und 90 Offiziere stark, in das Gehölz hinein; 
nach heißem Kampfe kamen 400 Mann und einige Offiziere an der 
anderen Seite wieder heraus. Von Baum zu Baum hatte der Kampf 
getobt. Ein wenig zurückgedrängt, bildeten die Oesterrcicher hinter 
Sadowa eine neue Schlachtreihe. Wieder stürmten die Preußen, und 
nicht ohne Erfolg. Aber ihre Kraft ließ nach; sie Ovaren nicht im 
Stande Boden zu gewinnen. . Der Kampf kam zum Stehen. 
Es war Mittag. Unruhig und sorgenvoll richteten die Befehls¬ 
haber die Fernrohre nach der Gegend, in der des Kronprinzen Armee 
erscheinen sollte; aber kein Anzeichen verrieth das Anrücken derselben. — 
Endlich ließ sich erkennen, daß die Armee des Kronprinzen sieb 
nähere. Kaum erkennbare weiße Wolken, welche am Horizonte sich 
zusammenballten, kündigten die in den Kamps eiugctretenen Batterieen 
an. Früh war der Kronprinz in zwei Kolonnen ausgebrochen. Um 
11 Uhr 15 Minuten traf nach beschwerlichem Marsche die Spitze des 
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