26 
2. Daß Bürgertum. Anfänglich wollten die Bewohner des Landes nicht 
in die Städte ziehen. Doch mehr und mehr entstand ein Zudrang dahin, als inan 
sah, wie sicher und gut man da lebte. Die einzelnen Handwerker schlossen sich zu 
Zünften zusammen und suchten ihre Erzeugnisse immer mehr zu verbessern. 
Auf den Märkten flössen die Erzeugnisse von Stadt und Land zusammen, und 
es entstand ein reger Austausch. Die Seestädte holten Waren aus fremden 
Ländern und beförderten sie überallhin. So trugen Saumtiere die Schätze des 
Morgenlandes aus Venedig und Genua durch die Alpenpässe nach Augs¬ 
burg und Nürnberg. Mit Handel und Gewerbe wuchs die Macht der Städte. 
Da sie häufig die Fürsten mit Geld und Truppen unterstützten, so erhielten sie 
dafür Rechte und Freiheiten. Um sich gegen die Raubritter zu sichern und die 
Land-und Wasserwege gangbar zu erhalten, schlossen sie Städtebündnisse. 
Am berühmtesten ist die norddeutsche Hansa mit Lübeck als Haupt. Sie ver¬ 
fiel nach der Entdeckung Amerikas. — Traurig war das Los der Bauern. 
Entweder waren sie leibeigene Knechte oder mußten zahllose Frondienste mir 
Hand und Gespann leisten, Zins und Lehn an ihre Grundherren geben. 
3. Das Kirchentum. Der Geist des Christentums hatte immer mehr 
das deutsche Wesen durchdrungen. Die Kirche hütete die Sitte, schützte die 
Bedrängten und pflegte die Bildung. In den Kämpfen zwischen den Kaisern 
und Päpsten litt das kirchliche Leben oft durch das Interdikt, durch welches 
kirchliche Handlungen und öffentliche Gottesdienste untersagt wurden. Immer 
mehr breitete sich das Klosterwesen aus. An allen günstig gelegenen 
Punkten entstanden Mönchs- und Nonnenklöster. Sie übten in jenen rohen 
Zeiten einen heilsamen Einfluß aus. Die Mönche bauten den Boden an, 
unterrichteten das Volk, beschützten die Verfolgten, pflegten Kranke, studierten 
die Wissenschaften und übten die Künste. 
4. Die Kunst. Unter den Staufern 
blühte besonders die Dicht- und Bau. 
kunst. Die Minnesänger sangen von edler 
Minne oder Liebe, von den Thaten der 
Helden, von Wohl und Wehe des Vater¬ 
landes. Am gewaltigsten und lieblichsten 
tönten die Lieder Walthers von der 
Vogel weide. Aus Volkssagen und Volks¬ 
liedern entstanden unsere großen Heldenge¬ 
dichte „Nibelungenlied" und „Gudrun". Zn 
den Städten bildete sich später derMeister- 
s a n g aus; die ehrsamen Handwerksmeister 
kamen allsonntäglich zusammen, um in 
Singschulen ihre Lieder vorzutragen. Der 
10. Der Kölner Dom. größte Meistersänger war der Nürnberger 
Schuhmacher Hans Sachs. 
Der gotische oder deutsche Baustil mit den Spitzbogen entwickelte sich 
zur höchsten Blüte. Er suchte in den Bauwerken den deutschen Urwald nach¬ 
zuahmen, so daß die Tempel gleichsam in Stein erstarrte heilige Haine sind. Die 
herrlichsten gotischen Kirchen sind der Dom zu Köln und das Münster zu Straßburg. 
5. Die Rechtspflege. Ursprünglich wurden die deutschen Rechte und Ord¬ 
nungen nur mündlich überliefert, später aufgeschrieben. Den Angeklagten suchte 
man durch Folterqualen ein Geständnis zu entlocken. Oft wurde Schuld oder 
Unschuld durch ein Gottesurteil, die Feuer-, Wasser- oder Schwertprobe, fest¬ 
gestellt. Als Unsicherheit und Verbrechen zunahmen, da entstanden die Fern-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.