Full text: Lesebuch für Mittelklassen

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Zweige reichlich mit Äpfeln, Birnen und Zwetschen beladen. 
Auf ihren Ästen und in den Hecken umher sangen und nisteten 
allerlei muntere Vögelein. Da fingen einige böse Buben an, die 
Nester der Vögel auszunehmen. Die Vögel zogen daher aus 
dem Orte nach und nach ganz hinweg. Man hörte an den 
schönen Frühlingsmorgen kein Vögelein mehr singen, und in den 
Gärten war es ganz still und traurig. Die schädlichen Baum— 
raupen, die sonst von den Vögeln weggefangen wurden, nahmen 
überhand und fraßen Blätter und Blüten ab. Die Bäume standen 
kahl da, wie mitten im Winter, und die bösen Buben, die sonst 
köstliches Obst im überfluß hatten, bekamen nicht einmal mehr 
ein Üpfelchen zu sehen. Chr. v. Schmid. 
27. Des Böckleins Zottelrock. 
Du Schäkerer, du Meckerer, hast gar ein zottig Kleid! 
Nicht neu, nicht alt, nicht warm, nicht kalt, nicht eng und auch 
nicht weit. Da spricht der Bock: „Mein Zottelrock, der ist mir 
zehnmal lieber als ein Gewand von allerhand Tuch, Sammet 
oder Biber. Er reißt mir nicht und schleißt mir nicht und kommt 
nicht aus der Mode. Ich trag' ihn von Geburt an schon und 
trag' ihn bis zum Tode. Ob ihr auch lacht, er ist gemacht mir 
doch zu meinem Putze. Ich schäm' mich nicht und gräm' mich 
nicht und trag' ihn euch zum Trutze.“ Güll. 
28. Räütsel. 
Wie bin ich doch so eigner Art! Ich bin eine Frau und 
hab' einen Bart, hab' weißes Haar, so jung ich bin; in meinem 
Kopf ist wenig drin. Doch auf dem Kopf ist desto mehr, das 
dienet mir zu Schutz und Wehr. Und machst du mich zur Gärt— 
nerin, kein Kohl bleibt in dem Garten drin. Doch schlägst du 
mich, so hüte dich, ich wehre mich und stoße dich. Nun, Kind— 
lein, sprich, wie heiße ich? 
29. Der mutige Ziegenbock. 
Eine Frau ging des Sonntags zur Kirche. Die Magd sollte 
das Haus hüten, ging aber weg und ließ die Thür offen stehen.
	        
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