Metadata: Erzählungen aus der preussischen Geschichte (Teil 3)

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b) Der' Krieg gegen die französische Republik. 
1. Als die Nachricht von den Ereignissen bei Sedan 
in Paris bekannt wurde, entstand hier eine ganz un¬ 
beschreibliche Aufregung. Pöbelhaafen durchzogen die 
Stadt und verlangten die Absetzung des Kaisers und 
die Errichtung einer Republik. Die Kaiserin Eugenie 
floh schleunigst nach England, wohin ihr der kaiserliche 
Prinz, der sich bei dem Heere Mac Mahons befunden 
hatte, schon vorausgeeilt war. Napoleon wurde am 
4. September des Thrones verlustig erklärt und die Repu¬ 
blik ausgerufen. An die Spitze trat eine Regierung, 
welche sich die Regierung der nationalen Verteidigung 
nannte. Die hervorragendsten Mitglieder waren die 
Advokaten Jules Favre und Leon Gambetta; 
General Trochu wurde Oberbefehlshaber der ganzen 
Streitmacht von Paris. Die neue Regierung sprach an¬ 
fangs die Erwartung aus, dafs Deutschland nunmehr 
vom Kriege abstehen werde, nachdem derjenige, der ihn 
herauf beschworen, beseitigt sei; da sie aber gleichzeitig 
erklärte, „keinen Fufsbreit Landes und keinen Stein der 
Festungen“ abtreten zu wollen, Deutschland aber iur 
die ungeheuren Opfer, die es gebracht, entschädigt 
werden und eine sichere Gewähr des Friedens ver¬ 
langen mufste, so nahm der Krieg seinen Fortgang. 
Man rechnete auf die Stärke der Festungen und die 
Leidenschaften des Volkes, welche zu erregen die Pariser 
Regierung nicht müde wurde, und um die Reste der 
geschlagenen Heere wieder aut Kriegsfufs zu bringen, 
wurde alles, was Waffen tragen konnte, einberufen. 
Selbst der Hafs der Bürger und Bauern in den Provinzen 
wurde entfesselt, und überall rotteten sich bewaffnete 
Haufen zusammen, die den Deutschen durch eine Art
	        
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