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satzes heißen Märkte, die aber in neuerer Zeit infolge der erleichterten
Absatz- und Verkehrsverhältnisse ihre Bedeutung, insbesondere für den
Großhandel eingebüßt haben und heute in der Hauptsache nur als Märkte
für den Abschluß von Handelsgeschäften in den Börsen (S. 221) in Betracht
kommen. Der Marktpreis regelt sich durch Angebot und Nachfrage und
bewegt sich zwischen den Herstellungskosten und dem Verbrauchswerte.
Dieses Gesetz von Angebot und Nachfrage kann durch Preisvereinbarungen,
Kartelle und Trusts (S. 208) geändert werden.
Das allgemeine Tauschmittel für sämtliche Güter ist das Geld (früher
Vieh-Geld, jetzt Metall-Geld (S. 230).
Eine Ergänzung des Geldes ist der Kredit. Dieser bedeutet das Ver¬
trauen, welches jemand dahin genießt, daß er seinen Verpflichtungen nach-
kommen wird. Damit hat er die Möglichkeit auf Grund dieses Vertrauens gegen
das Versprechen von Gegenleistungen, Vermögensvorteile oder Dienste anderer
zu erhalten (Conrad). Das Kreditgeschäft besteht daher in der Hingabe von
wirtschaftlichen Werten gegen das Versprechen der Rückzahlung und event.
Zinszahlung. Es gibt öffentlichen Kredit, wie er in den Staats- und Kommunal¬
anleihen vorliegt, und Privatkredit. Der Kredit ist in Produktionskredit
und Konsumsionskredit (Borgwesen) zu scheiden und kann entweder
Realkredit, bei dem eine Sicherung durch besondere Pfänder (Faustpfand,
Hypotheken) erfolgt, oder Personalkredit, wo nur die Person des Schuldners
bürgt, sein.
Je nach dieser Entwicklung vollzieht sich der Güterumlauf in den Stufen
der Natural-, der Geld- und der Kreditwirtschaft.
Die Kreditinstitute, welche die Aufgabe haben, den Geldumlauf zu
regulieren, durch Kreditoperationen das Geld aufzunehmen, welches in den
laufenden Betrieben keine Verwendung finden kann und es dorthin zu leiten,
wo Bedarf vorliegt, nennt man Banken (S. 233). Die Geschäfte der Banken
erstrecken sich auf den Handel mit Münzen, Wechseln, Wertpapieren; die
Einzahlung und Auszahlung von Geldern (Inkassogeschäften, bei fortlaufender
Abrechnung Konto-Korrentgeschäfte); die Übernahme und Verwaltung hinter¬
legter Gelder (Depositengeschäfte); die Kreditgewährung gegen Faustpfand,
Wechsel, Hypotheken usw. (das Lombardgeschäft, Edelmetall-Lombard,
Warenlombard, Effektenlombard); das Wechselgeschäft (S. 225). Von Gro߬
banken seien die Deutsche Bank, Diskontogesellschaft, Dresdener Bank,
Darmstädter Bank, Schaffhausenscher Bankverein, Berliner Handelsgesellschaft,
Nationalbank für Deutschland, Kommerz- und Diskontobank erwähnt.
Die Noten- oder Zettel banken geben in den Noten unverzinsliche
Anweisungen aus, die jedem Inhaber das Recht auf Rückzahlung gewähren
und als Wertumlaufsmittel die Bedeutung von Papiergeld besitzen (S. 233).
Wirtschaftliche Krisen sind Störungen des Gleichgewichts zwischen
Verbrauch und Herstellung. Man kann zwischen Börsen-, Kredit- und
Handelskrisen unterscheiden.
IY. Grundbegriffe der Statistik.*)
Die Statistik (S. 273) hat die Aufgabe, die Verhältnisse des Volkslebens
quantitativ zu messen und zur Darstellung zu bringen, sowie durch zahlen¬
mäßige, statistische Massenbeobachtung, die sozialen und wirtschaftlichen Er¬
scheinungen zu konstatieren und durch bestimmte Gruppierung und Ver¬
gleichung ihre Ursache und Konsequenz zu ergründen. Der ziffermäßige
Vergleich erst läßt den wahren Wert der gesellschaftlichen und wirtschaft¬
lichen Vorgänge erkennen. Eine exakte statistische Darstellung ist schwer
aufzustellen.
A. Bevölkerungsstatistik.
Die Größe der Bevölkerung des Deutschen Reiches und der einzelnen
Bundesstaaten ergibt sich aus nachfolgender Tabelle:
*) Statistisches Jahrbuch des Deutschen Reichs. Berlin 1909,