— 283 —
deutschen Reichstage“ bildete sich dann die einige Köpfe starke „Bundes¬
staatlich konstitutionelle Vereinigung“ unter Führung von Windhorst und
Reichensperger.
Das Vatikanische Konzil und der Untergang des Kirchenstaates im
Jahre 1870 hatte eine gewaltige Belebung des ultramontanen Geistes zur
Folge. Das erste Programm des Zentrums datiert vom 7. März 1871. Nach
Abbau der Maigesetze wurde ein neues, im wesentlichen aber dem alten
gleiches Programm im Juni 1878 veröffentlicht. Die besondere Aufgabe
dieser Partei ist: für Aufrechterhaltung und organische Fortbildung des
verfassungsmäßigen Rechts im allgemeinen und insbesondere für die Freiheit
und Selbständig der Kirche und ihrer Institutionen einzutreten.
Als nationalistische Wählergruppen sind zunächst die Polen
zu nennen. Die stärksten Kontingente zu der Stimmenzahl von fast einer
halben Million und ihren 20 Mandaten stellen die preußischen Provinzen
Posen, Schlesien und Westpreußen, aber auch Westfalen und die Rhein¬
provinz. Auch die Dänen sind im Reichstag durch einen Abgeordneten ver¬
treten, auf den etwa 15 000 Stimmen fielen. Ferner sind die Elsaß-Loth¬
ringer und endlich die Welfen (Deutsch-Hannoveraner) hier aufzuzählen,
und die Litt au er, die in Memel-Heydekrug und im Regierungsbezirk
Gumbinnen Kandidaten aufzustellen pflegen. Außerdem gibt es eine Ma¬
surische Volkspartei, die zuweilen Kandidaten aufstellt. Endlich
sei noch des „Bayerischen Bauernbundes“ gedacht, dessen Ab¬
geordnete teilweise auf dem Boden des Bundes der Landwirte stehen und
der „Wirtschaftlichen Vereinigung“ angehören.