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der Schule Berthold Ottos ist etwa folgender. Schüler,
Lehrer und Gäste sitzen an den Wänden eines geräumigen
Zimmers entlang nebeneinander auf Bänken, so daß nach
Möglichkeit jeder den andern sehen kann. Das ist zweck¬
mäßig, weil dadurch manches überflüssige Durcheinander¬
reden vermieden wird, es geht aber auch in der Form
des üblichen Klassenunterrichts, wo also der Leiter vor
der Klasse steht. Der Leiter erbittet dann zunächst Mel¬
dungen zum »Thema«, wie der terminas technicus in der
O/foschen Schule lautet, und gibt jedem sich Meldenden
nach der Reihenfolge der Meldungen eine Kummer. Dann
erteilt er Kr. 1 das Wort. Der betreffende Schüler kann
nun zur Sprache bringen, was immer seine Aufmerksam¬
keit, seiu Interesse erregt hat; sei es nun, daß er nur
etwas erzählt, was er gesehen hat, sei es, daß er im An¬
schluß daran eine Aufklärungsfrage stellt, oder sei es
auch, daß er um Mitteilung über den gegenwärtigen Stand
oder die bisherige Entwicklung irgendwelcher politischer,
sozialer, technischer, sportlicher Tagesereignisse bittet. Die
angeregte Frage bildet den Gegenstand der nun folgenden
Besprechung, an der fragend und antwortend Lehrer und
Schüler in gleicher Weise teilnehmen. Der Leiter wird
im wesentlichen nur bemüht sein, die Diskussion nicht
stocken zu lassen, etwa indem er mit einer kurzen Be¬
merkung auf eine noch unbesprochene Schwierigkeit der
Frage hinweist. Was er selbst noch zu der Sache zu
sagen hat, gibt er erst, wenn die Besprechung nichts
Keues mehr bringt. Sobald der Gegenstand zur Befriedi¬
gung des Anregenden erschöpfend behandelt worden ist,
geht man zu Kr. 2 über, und so fort, bis alle dran¬
gekommen sind, — oder aus Zeitmangel auf das nächste
Mal haben vertröstet werden müssen.
Es hat sich nun gezeigt, daß in diesen Gesamtunter¬
richtsstunden Fragen, deren Erörterung staatsbürgerliche
Unterweisung bedeutet, in großer, fast in überwiegender
Zahl zur Sprache kommen; und diese Tatsache bildet die
schlagendste Widerlegung jeder auf Theorien gegründeten
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