Full text: Grundriß der preußisch-deutschen sozialpolitischen und Volkswirtschafts-Geschichte

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II. 1713-1806. 
von 38 auf 171, und von 1740 —1786 hob sich die Ein- und 
Ausfuhr der Stadt trotz des langen Niederganges in der Kriegs¬ 
zeit auf das Fünfzehnfache. Dieser Aufschwung dauerte bis zum 
Einbruch des napoleonischen Unheils. 
Auch auf die Förderung des kurmärkischen Handels, der feinen 
Mittelpunkt in Berlin hatte, war der König bedacht. Berlin ent¬ 
wickelte sich dank dem Friedrich-Wilhelms-Kanal zum Hanptstapel- 
platz zwischen Breslau und Hamburg und hatte den Verkehr, der 
früher auf den Landstraßen über Leipzig ging, mehr und mehr an 
sich gezogen. 1714 gingen die schlesischen, nach Holland, England, 
Frankreich imd Portugal bestimmten Waren schon zum größten 
Teil den Wasserweg. Aber noch war es fast nur ein Durchgangs¬ 
verkehr. Als aber Friedrich Wilhelm I. den einheimischen Kauf¬ 
leuten die niedrigeren Zölle, die die schlesischen Kaufleute schon 
längst genossen, besonders an der Crossener Zollstätte (1720) be¬ 
willigte, blühte der Berliner Eigenhandel ans. Die Berliner 
Schiffergilde (1716 gestiftet) bestand den Kampf mit den anfangs 
überlegenen Hamburgern siegreich und hatte 1730 sie an Zahl der 
Schiffe um mehr als das Dreifache überflügelt. 1 740—1760 hatte 
sie ihre Blütezeit. Ihre letzten veralteten Privilegien wurden 1810 
ausgefegt. 1766 wurde in Berlin eine Nutzholzkompagnie ge¬ 
gründet, die den Hamburgern den Holzhandel mit Preußen entriß, 
als fremdes Holz mit einem Transitzoll von 33 x/3 °/o belegt wurde. 
Doch war der gesamte Berliner Güterverkehr im Vergleich zu dem 
heutigen noch zwerghaft; ein einziger Krähn aus dem Packhof ge¬ 
nügte für ihn bis 1824, und bis 1800 überstieg derjenige nach 
Hamburg noch nicht 24000 t im Jahr. Nach dem Erwerb West¬ 
preußens baute Friedrich, um dieses Land dem Berliner und 
Stettiner Handel zu erschließen, sogleich 1773/74 den Bromberger 
Kanal. Im ganzen hat er Wasserstraßen von ungefähr 180 km 
Länge gebaut. Um so auffallender ist es, daß er für die Verbesse¬ 
rung der Landstraßen gar nichts getan hat. Diese Versäumnis läßt 
sich weder erklären noch rechtfertigen. 
Unter den Verkehrsmitteln gewann die Post im 18. Jahr¬ 
hundert immer größere Bedeutung. Bei der Neuordnung der oberen 
Ämter wurde 1723 das General-Postamt als eigene Behörde ein¬
	        
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