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Erste Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts. 
§. 801. 
10. April 
1741. 
1741. 
24. Jan. 
1742. 
waren nicht im Stande, den unter den Augen ihres Königs für Ruhm und Ehre 
fechtenden preußischen Heeren zu widerstehen. In der blutigen Schlacht von 
Molwitz errang Schwerin nach harter Anstrengung den Sieg, worauf die Preu¬ 
ßen den größten Theil von Ober- und Niederschlesien besetzten. — Bald nachher 
zogen die Franzosen mit Heeresmacht über den Rhein nach Deutschland. Die 
eine Abtheilung verband sich mit den Truppen Karl Alberts, der bereits durch 
Ueberrumpelung der Stadt Passau den Krieg wider Maria Theresia begonnen, 
die andere rückte vereint mit den Sachsen in Böhmen ein. Ohne sonder- 
lichen Widerstand durchzog der bayerische Kurfürst Oberösterreich und konnte 
bereits im October in Linz die Huldigung als Erzherzog entgegen nehmen. 
Statt aber jetzt seinen Marsch gerade nach Wien zu richten und durch Ueber* 
raschung der Hauptstadt einen festen Halt zu gewinnen, wendete sich Karl Albert 
mit seiner französisch-bayerischen Kriegsmacht plötzlich nach Böhmen, um auch 
hier einer prunkvollen Huldigung und des Königstitels theilhaftig zu werden. 
Prag ward erobert, und der Kurfürst und sein Gönner Belleisle feierten 
pomphafte Krönungsfeste. Jetzt stand Karl Albert auf dem Höhepunkte des 
Glücks. Die Kaiserwahl hatte sich zu seinen Gunsten entschieden und er traf 
bereits Anstalten zu einer glänzenden Krönungsfeier in Frankfurt; selbst der Kur¬ 
fürst von Hannover (Georg II. von England), der Oesterreichs Partei ergriffen, 
wurde durch ein französisches Heer zu einem Vertrag gezwungen, in dem er sich 
verpflichtete, der „Königin von Ungarn" keinen Beistand zu leisten und bei der 
Kaiserwahl dem Kurfürsten von Bayern seine Stimme zu geben. Und um Maria 
Theresia's Bedrängniß vollständig zu machen, ließ Friedrich II. nunmehr seine 
Truppen auch in Mähren und Böhmen einrücken. 
§. 801. Umschwung. In ihrer Noth wandte sich Maria Theresia 
an die Ungarn. Auf einem Reichstag in Preß bürg (wo sie nach einer 
verbreiteten Sage mit ihrem jungen Sohne Joseph auf den Armen erschienen 
sein soll) erregte sie durch die Schilderung ihrer Bedrängniß und durch günstige 
Verheißungen eine solche Begeisterung unter den Magnaten, daß diese sich mit 
dem einstimmigen Rufe: Vivat Maria Theresia Rex! erhoben und die streit¬ 
bare Nation unter die Waffen riefen. Auf gleiche Weife beurkundeten auch die 
Tiroler ihre alte Treue zu Oesterreich. In Kurzem zog aus Ungarns Nie¬ 
derungen eine gewaltige Streitmacht ins Feld. Die kriegerischen Völkerschaften 
von der Theiß und Marosch, die wilden, zu Streifzügen und Ueberfällen geschick¬ 
ten Schaaren der Croaten, Slavonier, Panduren und andere rückten unter 
Khevenhüller's und Bärenklan's (Pereklö's) Anführung in Oesterreich 
ein, trieben die bayerischen und französischen Truppen mit leichter Mühe zurück, 
eroberten die besetzten Städte wieder und drangen plündernd und verheerend in 
Bayern ein. Um dieselbe Zeit, als Karl Albert in Frankfurt durch französischen 
Schutz unter großem Festgepränge mit der ersehnten Kaiserkrone geziert ward, 
zogen die Feinde in seine Hauptstadt München ein, besetzten Landshut und ließen 
ihre wilden Reiterschaaren bis an den Lech streifen. Seiner Erblande beraubt, 
gerieth der neue Kaiser Karl VII. bald in solche Noth, daß er nur durch fran¬ 
zösische Unterstützung seinen Unterhalt nothdürftig zu bestreiten vermochte. — Zu 
gleicher Zeit drang eine österreichische Armee in Böhmen ein, wo zwei fran-
	        
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