Die Erfüllung durch Wilhelm den Großen.
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nicht Österreich sondern Preußen imstande sei, die Wohlfahrt des ge¬
samten Vaterlandes zu fördern. Kluge Männer sahen voraus, daß
diese Einigung Deutschlands auf dem Wege des Handels und Verkehrs
die staatliche Einheit herbeiführen werde.
Die Erfüllung durch Wilhelm den Großen.
Tie Unionsbestrebmigen Friedrich Wilhelms IV. Im Jahre 1848
trat in Frankfurt am Main ein vom Volke gewähltes Parlament zu¬
sammen, zu dem Zwecke, Deutschland eine Verfassung zu geben. Zwei
Parteien traten hier einander gegenüber, die eine wollte Österreich an
der Spitze des Reiches lassen, die andere Preußen an seine Stelle setzen.
Nach heißem Kampfe siegte die letztere; sie setzte es durch, daß König
Friedrich Wilhelm IV. die deutsche Kaiserkrone angeboten wurde. Eine
Abordnung des Parlaments erschien in Berlin, um dem Könige die
Krone anzutragen. Allein Friedrich Wilhelm nahm sie nicht an, weil
er jene Versammlung nicht für berechtigt hielt, den Kaiser zu wählen;
er meinte, nur durch eine freie Vereinigung der Fürsten könne ein
neues Kaisertum geschaffen werden. Der König bemühte sich nun,
die Fürsten zur Bildung eines neuen Bundes (der Union) zu bestimmen,
der unter der Leitung des jedesmaligen preußischen Königs stehen sollte.
Allein dieses Bemühen war ein vergebliches; denn Österreich, das sich
nicht von der Leitung des Deutschen Bundes verdrängen lassen wollte,
wirkte ihm entgegen, die deutschen Königreiche versagten ihren Beitritt
aus Furcht, oou Preußen abhängig zu werden. Schon drohte ein Krieg
in Deutschland auszubrechen. Da gab der friedfertige König nach,
Preußen kehrte in den Bundestag zurück. Daß er diese seine Lieblings¬
pläne gescheitert sah, trug wohl dazu bei, daß das Leiden unheilbar
wurde, welches dem Leben des schwer geprüften Monarchen ein frühes
Ende bereitete. Ihm folgte sein Bruder Wilhelm.
Prinz Wilhelm als Regent. Prinz Wilhelm, mit starker Willens¬
kraft ausgestattet und aus militärischem Gebiet wohlbewandert, war
von vornherein entschlossen, Preußen die ihm gebührende Stellung
unter den Staaten Deutschlands zu gewinnen. Im Jahre 1859 wurde
Österreich in seiner Herrschaft über die Lombardei und Venezien von
Napoleon und Viktor Emanuel schwer bedrängt und bei Magenta be¬
siegt. Es verlangte nun von Preußen, daß es ihm beistehe, auch seine
außerdeutschen Länder zu behaupten. Der Prinzregent in der Besorgnis,
daß der siegreiche Napoleon die alten französischen Pläne auf die
Rheingrenze wieder aufnehmen könnte, zeigte sich nicht abgeneigt, diese
Hilfe zu leisten, verlangte aber den Oberbefehl über die Bundesarmee,