Full text: Land und Stadt (Teil 3)

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haltig, so daß keine Getreideart auf ihm gedeiht. Auf dreierlei Weise 
nun versucht man, das Moor ertragfähig zu machen, durch das Moor- 
brennen, durch die Fehn- und durch die Moordammkultur. 
1. Das Moorbreuueu ist die ältere und mangelhaftere Kulturform. 
Man hackt oder pflügt die obere Schicht in Schollen auf und zündet 
diese an. Das Schwelen derselben verursacht den lästigen Höhenrauch 
(Heerrauch), der sich fast über ganz Deutschland, ja bis nach Österreich 
hinein verbreitet. Am meisten hat natürlich der Moorbrenner selbst 
darunter zu leiden. In dickem Ranch stehend, verrichtet er seine 
Arbeit. Das geschwärzte Gesicht trieft von Schweiß, die Angen sind 
gerötet, die Kleidung ist von Staub und Asche bedeckt. Der Qualm 
ist so dicht, daß man die Sonne wie eine rote Scheibe erblickt. In die 
Asche wird dann Buchweizen gesäet, der häufig reichen Ertrag gibt, 
oft aber auch durch Nachtfröste empfindlich leidet. „De Baukweite is 
en Slump-Koren, wenn hei aber insleit, en Plump-Koren." 
2. Viel gründlicher wird das Moor umgestaltet bei der Fehnkultur. 
Zunächst wird vom Fluß aus ein Kanal durch das Moor gezogen, ent¬ 
weder mit Schaufel und Spaten oder mittels der Torfbagger. Das 
sind durch Dampf getriebene Maschinen, die sich langsam fortschreitend 
durch das Moor gleichsam hindnrchsressen, die aufgenommene Erde als 
gepreßten Torf wieder von sich geben und einen breiten Kanal hinter 
sich zurücklassen. Letzterer hat eine doppelte Wichtigkeit. Er dient zur 
Entwässerung des Landes und zugleich an Stelle von Landstraßen, die 
im Moor außerordentlich schwierig anzulegen sind, als Verkehrsweg. 
An den Seiten dieses Kanals beginnt man nun mit der Bodenkultur. 
Die oberen, leichteren Torfschichten werden abgegraben und zur Seite 
gelegt, die darunter liegenden Massen aber zu Torf verbacken, bis man 
den sandigen Untergrund erreicht hat. Den Torf frachtet der „Fehntjer" 
längs des Kanals nach den Küstenplätzen, verkauft ihn und bringt als 
Rückfracht Dünger, Straßenkot, Marschschlick re. mit heim. Nun kann 
das „Landmachen" beginnen. Die aufgesparte obere Torfschicht wird auf 
den entblößten Sandgrnnd gestürzt und beides zusammen mit dem Dünger 
gründlich durchgearbeitet. Auf diese Weise entsteht ein sehr fruchtbarer 
Boden, der nicht bloß Roggen, Gerste und Hafer, sondern oft auch 
Weizcu und Rapsaat in reicher Fülle trägt. Allmählich können sich die 
Fehntjer an Stelle der ersten armseligen, aus Torferde gebauteu Hütten 
kleine freundliche Ziegelsteinhäuser bauen, und mit der Zeit bietet das 
Fehn einen fesselnden Anblick. Der Kanal ist als Handelsstraße immer 
wichtiger geworden. Bunt bewimpelte kleine und große Fahrzeuge be¬ 
leben ihn. An seinen Ufern erheben sich Schiffswerften, da mit dem 
steigenden Verkehr immer mehr neue Schiffe und Kähne gebaut werden 
müssen. Zeilenförmig ziehen sich die freundlichen Häuser mit ihren 
schmucken Gärten, begleitet von einem Ziegelsteinsteig, am Kanal entlang.
	        
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