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2. Die erste Dreschmaschine oder Dreschmühle soll s670 in paddern
in Rurland erfunden worden sein, von einer im IZahre l?00 in
Erzen in Hannover konstruierten Dreschmaschine wird gerühmt, daß
sie hundert s)ahre später noch in Gebrauch gewesen sei und daß sie
sechsmal soviel leistete als die Menschenkraft. Man bediente sich
ihrer aber nicht zum Dreschen von Roggen, weil sie das Stroh zu
sehr zerkleinerte.
Bis zum Dahre lchOO waren schon zahlreiche Dreschmaschinen
konstruiert worden, die man alle in der ökonomischen Enzyklopädie
von Rrünitz abgebildet findet. Manche von diesen Dreschmaschinen
sind zu künstlich zusammengesetzt oder zu teuer oder dreschen nicht rein.
Die Dreschmaschinen fanden im ganzen eine geringe Verbreitung, weil
sie für die Bauern zu teuer waren und man auf vielen großen Gütern
Erbdrescher hatte, die beschäftigt sein wollten, Hätte man vor hundert
Jahren allgemein Dreschmaschinen eingeführt, so wären viele Menschen
im Winter brotlos geworden. Es wäre wenigstens schwer gewesen,
für sie eine andere Beschäftigung zu finden. Man nahm an, daß aus
diesem Grunde die Dreschmaschinen wohl immer Vorschläge bleiben
würden, wer hätte wohl auch damals daran denken können, daß einst
die Not an ländlichen Arbeitern der Dreschmaschine nebst so vielen
anderen Maschinen zur allgemeinen Einführung verhelfen werde! Ob¬
gleich Deutschlands Bewohnerzahl in hundert fahren um niehr als
das Doppelte gestiegen ist, so wird der Mangel an ländlichen Arbeitern
immer fiihlbarer und unangenehmer, weil die immer weiter sich aus¬
breitende Industrie alle vcrfiigbaren Menschenkräfte an sich reißt. Die
hochentwickelte Industrie hat aber nicht nur vortreffliche und verhältnis¬
mäßig billige Dreschmaschinen geschaffen, die die schwerste Arbeit dem
Landmann abnehmen, sondern hat viele andere vorzüglich wirkende
landwirtschaftliche Maschinen und Geräte erzeugt, die fast sämtliche
landwirtschaftliche Arbeiten erleichtern und dabei eine weit vollkom¬
menere Bearbeitung und Bestellung des Bodens ermöglichen. Man
denke nur an die Sackschen pflüge, die Laackeschen Wieseneggen, die
Drillmaschinen zum Säen des Getreides, die Mähmaschinen für Gras
und Getreide u. s. w. Trotz dieser großen Erleichterungen in den
landwirtschaftlichen Arbeiten fehlt es leider an Leuten, die an der
kräftigenden Arbeit in gesunder, frischer Luft Wohlgefallen finden.
L. Herrmann-Stollberg, Zeitschrift d. Ges. für Verbreitung v. Volksbildung, Jahrgang 1901.