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schwankungen des Waldbodens zwischen Tag und Nacht sind geringer
als die des Flurbodens. Alles in allem folgt, daß der Waldboden
gleichmäßiger temperiert und deshalb für die Vegetation besonders
günstig ist.
Auch die Lufttemperatur ist im Wald niedriger als über einer freien
Fläche, namentlich im Sommer. Waldausstockungen würden mithin die
Lufttemperatur besonders im Sommer erhöhen, also austrocknend wirken.
Während des Tages wirkt der Wald, zumal in der wärmeren Jahres¬
zeit, abkühlend auf die Luft, während der Nacht hingegen erwärmend.
Diese Tatsache kann man im Sommer leicht an sich selbst empfinden;
kommen wir am Tage in den Wald, so kühlt er uns wohltuend ab,
treten wir aber nachts aus dem Freien in den Wald ein, so haben wir
die Empfindung, als kämen wir in einen gewärmten Raum. Ein gegen
Norden gelegener Wald schützt gegen die kalten Nordwinde und ein
gegen Süden gelegener gegen die heiße Südluft und mindert deren nach¬
teiligen Einwirkungen. Der Wald gleicht also die Temperaturextreme
der Luft aus, was für Tier- und Pflanzenwelt sehr wichtig ist.
Die Luftfeuchtigkeit ist in und über einem Walde größer als über
einer freien Fläche schon deswegen, weil die Waldluft, wie wir oben
sahen, niedriger temperiert ist. Die Feuchtigkeit des Waldklimas steigt
mit zunehmender Höhenlage und ist im Sommer fast noch einmal so
groß als während der übrigen Jahreszeit. Die Vegetation in der Um¬
gebung des Waldes zieht von dieser größeren Luftfeuchtigkeit, zumal
während der wärmeren Jahreszeit, große Vorteile.
Bezüglich der Niederschlüge wäre theoretisch anzunehmen, daß in¬
folge der größeren Luftfeuchtigkeit in und über einem Walde durch aus¬
gedehnte Waldkomplexe die Regenwahrscheinlichkeit zunehmen müßte.
Dies hat sich aber nicht bestätigt. Weder in Frankreich noch in
Amerika hat sich nach Abholzung der Wälder eine Verminderung des
Regens oder Schneefalles herausgestellt. Mit steigender Meereshöhe
und gegen das Meer hin nehmen bekanntlich die Niederschläge zu, mag
das Terrain bewaldet sein oder nicht. Wo beide Faktoren, Berg und
Meer, zusammentreffen, steigt, wie mit Sicherheit nachgewiesen ist, die
Regenmenge oft auf das drei- bis fünffache des gewöhnlichen Quantums
(England, Norwegen, Südseite der Alpen). Dagegen merkt man keinen
wesentlichen Einfluß der Wälder z. B. in der waldreichen norddeutschen
Ebene, welche hinsichtlich der Regenmenge sogar hinter dem unbewaldeten
Holzland zurückbleibt. Neuerdings will man jedoch im Walde eine ver¬
hältnismäßig größere Regen- und auch Schneemenge gefunden haben.
12. Anders verhält es sich mit der Verteilung des Regens durch
den Wald. In bewaldeten Gegenden fallen erwiesenermaßen öfter, aber
weniger starke — also besser verteilte — in waldfreien fallen seltener,
dann aber stärkere Regen. Mit dem großen Feuchtigkeitsgehalt der