Full text: Land und Stadt (Teil 3)

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schwankungen des Waldbodens zwischen Tag und Nacht sind geringer 
als die des Flurbodens. Alles in allem folgt, daß der Waldboden 
gleichmäßiger temperiert und deshalb für die Vegetation besonders 
günstig ist. 
Auch die Lufttemperatur ist im Wald niedriger als über einer freien 
Fläche, namentlich im Sommer. Waldausstockungen würden mithin die 
Lufttemperatur besonders im Sommer erhöhen, also austrocknend wirken. 
Während des Tages wirkt der Wald, zumal in der wärmeren Jahres¬ 
zeit, abkühlend auf die Luft, während der Nacht hingegen erwärmend. 
Diese Tatsache kann man im Sommer leicht an sich selbst empfinden; 
kommen wir am Tage in den Wald, so kühlt er uns wohltuend ab, 
treten wir aber nachts aus dem Freien in den Wald ein, so haben wir 
die Empfindung, als kämen wir in einen gewärmten Raum. Ein gegen 
Norden gelegener Wald schützt gegen die kalten Nordwinde und ein 
gegen Süden gelegener gegen die heiße Südluft und mindert deren nach¬ 
teiligen Einwirkungen. Der Wald gleicht also die Temperaturextreme 
der Luft aus, was für Tier- und Pflanzenwelt sehr wichtig ist. 
Die Luftfeuchtigkeit ist in und über einem Walde größer als über 
einer freien Fläche schon deswegen, weil die Waldluft, wie wir oben 
sahen, niedriger temperiert ist. Die Feuchtigkeit des Waldklimas steigt 
mit zunehmender Höhenlage und ist im Sommer fast noch einmal so 
groß als während der übrigen Jahreszeit. Die Vegetation in der Um¬ 
gebung des Waldes zieht von dieser größeren Luftfeuchtigkeit, zumal 
während der wärmeren Jahreszeit, große Vorteile. 
Bezüglich der Niederschlüge wäre theoretisch anzunehmen, daß in¬ 
folge der größeren Luftfeuchtigkeit in und über einem Walde durch aus¬ 
gedehnte Waldkomplexe die Regenwahrscheinlichkeit zunehmen müßte. 
Dies hat sich aber nicht bestätigt. Weder in Frankreich noch in 
Amerika hat sich nach Abholzung der Wälder eine Verminderung des 
Regens oder Schneefalles herausgestellt. Mit steigender Meereshöhe 
und gegen das Meer hin nehmen bekanntlich die Niederschläge zu, mag 
das Terrain bewaldet sein oder nicht. Wo beide Faktoren, Berg und 
Meer, zusammentreffen, steigt, wie mit Sicherheit nachgewiesen ist, die 
Regenmenge oft auf das drei- bis fünffache des gewöhnlichen Quantums 
(England, Norwegen, Südseite der Alpen). Dagegen merkt man keinen 
wesentlichen Einfluß der Wälder z. B. in der waldreichen norddeutschen 
Ebene, welche hinsichtlich der Regenmenge sogar hinter dem unbewaldeten 
Holzland zurückbleibt. Neuerdings will man jedoch im Walde eine ver¬ 
hältnismäßig größere Regen- und auch Schneemenge gefunden haben. 
12. Anders verhält es sich mit der Verteilung des Regens durch 
den Wald. In bewaldeten Gegenden fallen erwiesenermaßen öfter, aber 
weniger starke — also besser verteilte — in waldfreien fallen seltener, 
dann aber stärkere Regen. Mit dem großen Feuchtigkeitsgehalt der
	        
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