Die Form der Behandlung. — Die Heimatkunde. 3
machen. Ja, vielfach ist die unvollständige, recht allgemein gehaltene Frage
die methodisch bessere, wenn sie nur vermag, das Kind zu weiterer pro¬
duktiver Tätigkeit anzuregen oder über tote Punkte hinwegzuhelfen. Man
wird darum Fragen wie diese: Was nun? Und Joseph? Und die Brüder?
für zweckmäßig und berechtigt, ja für besser halten als diejenigen, die den
Verbalbegrifs enthalten.
Es fragt sich nun, ob diese Methode dem vorliegenden Unterrichtsstoffe
und dem geistigen Standpunkte der Schüler entspricht. Die entwickelnd-
darstellende Methode ist da anwendbar, wo sich eine Handlung mit
logischer und sittlicher Notwendigkeit vollzieht, sofern diese Konsequenzen
vom Kinde erfaßt und verfolgt werden können. Beide Voraussetzungen
treffen aber auf den vorliegenden Stoff zu, wie durch langjährige praktische
Arbeit festgestellt wurde, wie es aber auch bei einer längeren praktischen
Verwendung der Lektionen dieses Buches sich zeigen wird.
Da die entwickelnd-darstellende Methode noch nicht in allen Seminaren
gelehrt wird, war es nötig, die biblischen Stoffe in ausführlicher Weise
zu behandeln. Es wird hierdurch das Wesen der Methode am besten
veranschaulicht. Wenn die Kinder erst an die neue Art des Unterrichtens
gewöhnt sind, ist der Unterrichtsverlauf ein flotter und glatter. Man er¬
sieht dann leicht, daß bei diesem Verfahren die Kinder ungemein angeregt
und gefesselt werden, daß ihre Geisteskräfte eine bedeutsame Betätigung
stnden, daß das Urteilen und Schließen andauernd geübt und die sprach¬
liche Ausdrucksfähigkeit unaufhörlich gefördert wird.
Es wäre jedoch ein großer Fehler, wollte man alles aus dem Kinde
herausholen. Vielmehr werden zuweilen ganze Partien vom Lehrer er¬
zählend darzubieten sein. Insbesondere wird das dort nötig, wo tadelns¬
werte Handlungen darzustellen sind. Es wäre z. B. unpädagogisch, wollte
man die Schandtaten der Brüder, die sie an Joseph und ihrem Vater ver¬
üben, der Kalkulation der Kinder zu überlassen, selbst wenn sie geistig wohl
dazu befähigt wären.
Eine besondere Schwierigkeit bereiten bei dieser Methode die „Sitzen¬
bleiber". Da diese den Verlauf der Handlung vom vorigen Jahre her
schon kennen, müssen sie, um Täuschungen zu verhüten, bei der Konstruktion
des Gedankenaufbaues ausgeschaltet werden, können aber dann bei der Zu¬
sammenfassung desto mehr herangezogen werden. Die den religiösen Stoffen
angeschlossenen Sprüche und Liederverse sind dem kindlichen Verständnis
entsprechend ausgewählt; allen Schwierigkeiten hierbei aus dem Wege zu
gehen, ist jedoch nicht möglich. Einige wichtige Katechismussätze werden
aus der Stufe der Anwendung dem Krnde verständlich gemacht. Auf Zu¬
sammenhänge ist jedoch jetzt noch zu verzichten.
Die Heimatkunde. Sie tritt an die Stelle des sogenannten An¬
schauungsunterrichts. Selbstverständlich ist die Grundlage dieses Unterrichts¬
zweiges die Anschauung und zwar die reale. Die Dinge müssen wirklich
und in ihren natürlichen Zusammenhängen vor die Sinne gebracht, besehen,
betastet, belauscht, berochen werden. Nur dann kann mit brauchbaren Vor¬
stellungen gerechnet werden. Darum halten wir eine Benutzung von so¬
genannten Anschauungsbildern als Grundlage des heimatkundlichen Unterrichts
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