Full text: Das zweite Schuljahr

4 A. Theoretischer Teil. 
auf dieser Stufe für verfehlt, wenigstens dort, wo die Natur mit ihrem un¬ 
erschöpflichen Reichtum von Beobachtungsmaterial den Schulklassen noch ohne 
allzugroße Schwierigkeiten zugängig ist. Die Verwendung von Bildern ist 
ein Notbehelf und kann dort nicht scharf genug getadelt werden, wo sie 
lediglich der Bequemlichkeit dient. Sind aber bildliche Veranschaulichungen 
unzureichend, so bleibt für viele Objekte der Betrachtung kein anderes Unter¬ 
richtsmittel übrig als der. Beobachtungsgang zum Garten, zur Wiese, zum 
Felde, zum Teiche, zum Walde, in die Werkstätten der Handwerker, durch 
die Straßen des Ortes usw. Über die rechte Veranstaltung solcher Ausflüge 
haben wir uns im „Ersten Schuljahr" andeutungsweise geäußert; ausführlich 
ist darüber in mehreren Schriften abgehandelt worden. Z 
Das Rein-Stoffliche des heimatkundlichen Unterrichts im 2. Schul¬ 
jahre hat ein etwas anderes Gesicht als im 1. Schuljahr. Während die 
phantasiemäßige Umgestaltung der Naturobjekte durch den Elementarschüler 
eine dementsprechende Betrachtung erfordert, nähert sich das Kind des 
2. Schuljahrs bereits der rein fachlichen Auffassung. Aber es nähert sich 
ihr nur. Darum ist es auch hier noch erforderlich, die Dinge nicht nur in 
ihrer realen Nacktheit zu betrachten, sondern möglichst häufig zur Personi¬ 
fikation überzugehen. Da das Kind auch auf dieser Altersstufe der Be¬ 
wegung und Handlung mehr Interesse entgegenbringt als der Ruhe und 
der Beschreibung, so legen wir den Nachdruck auf die Darstellung von 
Episoden. Wir geben dem Kinde Gelegenheit, über Selbsterlebtes sich aus¬ 
führlich zu äußern. Diese Stoffe sind eigenster Besitz des Kindes; sie sind 
mit starkbetonten Gefühlen behaftet und erregen darum bei der Reproduktion 
auch sein Interesse weit mehr als dürre Beschreibungen von toten Gegen¬ 
ständen oder Wesen, mit denen das Kind noch nie in innigem Gefühls- 
zusammenhange gestanden hat. Aus eben diesem Grunde liegt bei der stoff¬ 
lichen Auswahl der Nachdruck nicht aus Emzelobjekten, sondern auf natür¬ 
lichen Gruppen, Situationen, Lebensgemeinschaften, Episoden. 
Wenn hierbei nur das Sinnenfällige zum Ausdruck gebracht wird, das 
Moment des Zusammenhanges m den Lebewesen dargestellt wird, so findet 
diese Art der Betrachtung ihre wünschenswerte Ergänzung im Formen. 
Hier wird das Kind zur Eiuzelbeobachtuug genötigt und veranlaßt, sich in 
beschreibender Weise über seine Arbeit zu äußern. Bei diesen Beschreibungen 
ist nicht zu befürchten, daß sie die Kinder langweilen und abstoßen, da die 
Selbsterzeugung das Interesse an dem Objekt außerordentlich gesteigert hat. 
In beiden Fällen ist demnach das Interesse die Triebkraft des sprach¬ 
lichen Darstellens, und damit ist allein der Erfolg gesichert. 
Lesestücke und Gedichte. Da die Lesebücher der einzelnen Schulen 
zu sehr voneinander abweichen, erschien es untunlich, die den einzelnen Ein¬ 
heiten anzuschließenden Lesestücke auszuführen. Ihre Behandlung ist je nach 
dem Inhalte verschieden. Viele dienen lediglich der Förderung der Lese¬ 
fertigkeit. Hier darf sich der Lehrer auf die notwendigen Wort- und Sach¬ 
erklärungen beschränken, versäume aber nicht, eine mündliche Darstellung des 
x) So mb erg, Über Schulwanderungen im Sinne des erziehenden Unterrichts. 
8. Aufl. Langensalza, Hermann Beyer & Sohne (Beyer & Mann).
	        
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