5. Fundevogel. — a) Gesinnungsstoff. 
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Leuchen zum Fundevogel: „Verläßt du mich nicht, so verlasse ich dich auch 
nicht. Sprach Fundevogel: „Nun und nimmermehr." Da sprach Leuchen: 
„Ich will es dir nur sagen, die alte Sanne schleppte gestern Abend so vieles 
Wasser in das Haus. Als ich sie darum fragte, sprach sie: „Morgen früh, 
wenn der Vater auf die Jagd ist, will ich das Wasser sieden und Funde¬ 
vogel hineinwerfen und kochen. Wir wollen aber schnell aufstehen, uns an¬ 
ziehen und zusammen fortgehen." 
4. Wie die böse Sanne die Kinder nicht mehr im Bette fand! 
Also standen beide Kinder auf, zogen sich schnell an und gingen fort. 
Wie nun das Wasser kochte, ging die Köchin in die Schlafkammer, wollte 
Fundevogel holen und in den Kessel werfen. Aber als sie an die Betten 
kam, waren beide Kinder fort. Da wurde ihr angst und sie sprach: „Was 
soll ich nun sagen, wenn der Förster kommt und sieht, daß die Kinder weg 
sind? Geschwind hinten nach, daß wir sie wieder kriegen!" 
5. Wie beide Kin der zu einem Rosen stock und Röschen wurden! 
Da schickte die Köchin drei Knechte nach, die sollten laufen und die 
Kinder fangen. Die Kinder aber saßen vor dem Walde. Als sie die drei 
Knechte von weitem herbeilaufen sahen, sprach Leuchen zum Fundevogel: 
„Verläßt du mich nicht, so verlasse ich dich auch nicht!" Sprach Fundevogel: 
„Run und nimmermehr!" Da sprach Leuchen: „Werde du zum Rosenstock 
und ich zum Röschen darauf!" Wie nun die drei Knechte an den Wald 
kamen, war nichts da als ein Rosenstöckchen, darauf ein Röschen; die beiden 
Kinder aber sahen sie nicht. Da sprachen sie: „Hier ist nichts zu machen", 
und gingen wieder heim. Sie sagten der Köchin: „Wir haben nichts gesehen 
als ein Rosenstöckchen und oben darauf ein Röschen." Da zankte die alte 
Köchin und sagte: „Ihr Einfaltspinsel! Ihr hättet sollen den Rosenstock ent¬ 
zwei schneiden, und das Röschen abbrechen und mit nach Haus bringen. 
Geschwind und tut's!" Sie mußten also zum zweiten Male hinaus und suchen. 
6. Wie beide Kinder zu einer Kirche und einem Kreuze 
wurden! 
Die Kinder sahen sie aber von weitem kommen. Lenchen sprach: „Ver¬ 
läßt du mich nicht, so verlasse ich dich auch nicht." Fundevogel sagte: „Nun 
und nimmermehr." Sprach Lenchen: „So werde du eine Kirche und ich das 
Kreuz darauf." Wie nun die drei Knechte kamen, war nichts da, als eine 
Kirche und ein Kreuz darauf. Sie sprachen untereinander: „Was sollen wir 
nun hier machen? Kommt, wir gehen nach Hause." Als sie nach Hause 
kamen, fragte die Köchin, ob sie nichts gesunden hätten. Sie sagten: nein, 
sie hätten nichts gesehen als eine Kirche und ein Kreuz darauf. „Ihr 
Narren." sagte die Köchin, „warum habt iht nicht die Kirche zerbrochen und 
mir das Kreuz mitgebracht?" 
7. Wie die böse Sanne ums Leben kam! 
Nun machte die Köchin sich selbst auf die Beine und ging mit den 
Knechten den Kindern nach. Die Kinder sahen die drei Knechte und die 
Köchin auch. Da sagte Lenchen: „Verläßt du mich nicht, so verlasse ich dich 
auch nicht!" „Nun und nimmermehr!" sagte Fundevogel. Da sprach 
Lenchen: „Werde du ein Teich und ich eine Ente daraus. Die Köchin kam 
hinzu und als sie den Teich sah, ging sie hin und legte sich darüber und
	        
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