Arbeit 505
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Das Bedürfnis meiner Natur zwingt mich zu einer vermannigfaltigten
Tätigkeit, und ich würde in dem geringsten Dorfe und auf einer wüsten
Insel ebenso betriebsam sein müssen, um nur zu leben. Sind denn auch
Dinge, die mir nicht anstehen, so komme ich darüber gar leichte weg, weil
es ein Artikel meines Glaubens ist, daß wir durch Standhaftigkeit und
Treue in dem gegenwärtigen Zustande ganz allein der höheren Stufe
eines folgenden wert und, sie zu betreten, fähig werden, es sei nun hier
zeitlich oder dort ewig. Goethe
Ein starker Mensch wird immer Arbeit finden, das heißt Schwierigkeiten,
Schmerzen, nach dem vollen Maße seiner Stärke. Carlyle
Der Mensch soll nicht über seine Zeit klagen; dabei kommt nichts heraus.
Die Seit ist schlecht: wohlan, er ist da, sie besser zu machen. Carlyle
Es ist eine Täuschung, wenn ihr glaubt, an einem anderen Orte mehr
Gutes stiften zu können als da, wohin euch Gott gestellt hat. Was ge—
stiftet und ausgerichtet wird, ist nie das Werk eines Menschen, und jeder
versündigt sich, der sich dessen rühmt; es ist das Werk Gottes, der es aus
den einzelnen kleinen Taten vieler Menschen, aus der Vereinigung aller
sittlichen Kräfte hervorbringt, und jeder, der das Kleine tut, hat Anteil
an dem Großen, was in demselbigen Geiste in seiner Nähe geschieht. Haltet
auf Ordnung und Gehorsam in eurem Hause, in eurem Geschäft: so habt
ihr zu dem Siege der Gesetze über die Ausgelassenheit ebensoviel bei—
getragen als der, welcher jene an der Spitze eines großen Volkes schützt.
Schleiermacher
Aber der sicherste treuste erprobteste Ratl ist: bleibt, wo ihr seid. Tragt
diese oder jene Unbequemlichkeit, Verdruß, hintansetzung usw. weil ihr's nicht
besser finden werdet, wenn ihr den Ort verändert. Bleibt fest und treu
auf eurem Platze, fest und treu auf einen Zweck, ihr seid ja der Mann
dazu, und ihr werdet vordringen durchs Bleiben, weil alles andere hinter
euch weicht. Wer seinen Zustand verändert, verliert immer die Reise
und Einrichtekosten, moralisch und ökonomisch, und setzt sich zurück. Das
sag' ich dir als Weltmensch, der nach und nach mancherlei lernt, wie's
zugeht. Goethe
Wer dienen will, muß mit dem strengsten Dienste anfangen — oft schon
deshalb, weil er zunächst nur dem niedrigsten Dienst genügen kann.
Nietzsche
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Aus Denkern und Dichtern