d. h. da darf nicht etwa der Kaiser oder der Bundesrat sagen, der
und der soll im Reichstage zu befehlen haben, sondern der Reichs¬
tag bestimmt selbst, was im Reichstag befohlen werden soll. Das
ist in vielen Paragraphen aufgeschrieben, wo man das ganz genau
nachlesen kann, und die Bestimmungen zusammen heißen die Ge-
s ch ä f t s o r d n u n g des Reichstags. Und dann bestimmt der
Reichstag auch selber, wer dort regieren soll. Der Mann, der
in einer Versammlung regiert, wird entweder mit dem deutschen
Namen „Vorsitzender", oder mit dem lateinischen Namen „Prä¬
sident" genannt.
Der Reichstagspräsident ist nun eine sehr wichtige
Persönlichkeit. Er wird als eine der bedeutendsten Persönlich¬
keiten des Deutschen Reiches angesehen.- Er hat auch ein schönes
großes Haus. Das ist gerade gegenüber vom Reichstag, dicht am
Spreeufer. Daraus kann man schon sehen, daß er nicht etwa
bloß im Sitzungssaal Ordnung zu halten hat, sondern, daß er
auch sonst noch allerlei Wichtiges zu tun hat. Denn wenn er nur
bloß im Sitzungssaal Ordnung zu halten hat, sondern daß er
wenn man da einen recht hübschen Platz für ihn zurecht machte.
Aber der Reichstagspräsident hat nicht bloß dann etwas zu
tun, wenn die Reichstagsabgeordneten im Sitzungssaal zusammen
sind, sondern er hat auch alles so vorzubereiten, daß die Reichstags¬
abgeordneten immer hintereinander weg beraten können und alles,
was sie dazu brauchen, immer gleich fertig bekommen. So hat
der Reichstag mitunter ganz lange Gesetzentwürfe zu beraten;
da muß nun jede einzelne Vorlage gedruckt werden, und jeder
Abgeordnete muß ein Exemplar von der gedruckten Vorlage auf
seinen Platz bekommen; und das muß er so früh bekommen,
daß er sich das ordentlich durchlesen kann, ehe darüber beraten
wird. Denn das sind alles wichtige Sachen und zum großen
Teil sogar sehr wichtige Sachen und da kann er doch nicht so
aufs Geratewohl nach dem ersten Lesen „ja" oder „nein" sagen;
das muß alles sorgfältig überlegt werden. Also dafür muß der
Präsident sorgen, daß all die Sachen, die die Abgeordneten
sorgfältig zu überlegen haben, rechtzeitig gedruckt werden und
rechtzeitig den Abgeordneten gegeben werden. Und dann muß
auch noch sorgfältig überlegt werden, welche Vorlagen zuerst daran
genommen werden sollen. Das muß auch der Präsident machen.
Das kann nur einer machen, der schon ganz genau mit dem Reichs¬
tage Bescheid weiß. Der muß schon vorher wissen: zu der und der
Vorlage braucht der Reichstag ungefähr so und so viele Tage, und
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