tag früher so sparsam gewesen war, lieber ein paar Millionen zu 
sparen. 
Und das Sparen hörte auch dann noch nicht auf, als man 
schon sehen konnte, wie teuer das schließlich wurde. Denn da 
mußte wieder am Eisenbahnbauen gespart werden. Weil keine 
Eisenbahn da war, so mußten alle Sachen, die die Soldaten 
drinnen im Land brauchten, von Ochsenwagen nachgefahren wer¬ 
den, und das dauert immer viele Monate. Und da verdarb 
vieles von den Waren, und es starben Ochsen dabei unterwegs. 
Und all die Leute, die die Ochsen lenkten, mußten auch leben und 
bezahlt werden. Genug, dies Transportieren auf Ochsenwagen 
kostet ungeheuer viel mehr Geld als das Transportieren auf der 
Eisenbahn. Und die Soldaten kriegen nie das, was sie brauchen, 
zur rechten Zeit, manche werden krank davon und liegen dann in 
Lazareten und das kostet auch wieder Geld. Und all das 
viele Geld wurde ausgegeben, damit ein bißchen Geld beim Eisen¬ 
bahnbau gespart werden konnte. So ging das schon seit vielen 
Jahren. Und es gibt Parteien im Reichstage, die möchten, daß 
das immer so weiter ginge. Denn wenn das Geld ausgegeben 
wird, dann können sie den Leuten immer sagen: „Ja, das Geld 
hat die Regierung ausgegeben und die ist daran schuld, daß soviel 
ausgegeben wird und daß immer neue Steuern eingeführt wer¬ 
den." Und wenn dann irgendetwas von dem, was die Regierung 
verlangt, nicht bewilligt worden ist, dann sagen diese Parteien 
wieder: „Seht einmal, wie sparsam wir sind, wir haben jetzt 
wieder so und so viele Millionen gespart, und wenn wir nicht 
wären, dann hättet ihr wieder ein paar Millionen Mark mehr 
Steuern zahlen müssen." Aber davon, daß wir dann ein paar 
Jahre später statt der paar Millionen ein paar 
hundert Millionen zahlen müssen, davon sagen sie nichts! 
Wenn's nachher so weit kommt, dann soll wieder die Regierung 
daran schuld gewesen sein. 
Und nun.war's wieder einmal so weit. Schon vor 1906 
hatte der Reichstag nicht so viel Geld bewilligt, wie unbe¬ 
dingt nötig war. Nun konnte man doch die Soldaten nicht ein¬ 
fach hungern lassen, und wenn man gerade dabei war, die Hotten¬ 
totten zu verfolgen, dann konnte man doch nicht auf einmal um¬ 
kehren und sagen: „Halt? nein, jetzt geht's nicht mehr. Das Geld, 
was der Reichstag bewilligt hat, langt nicht mehr, wenn wir noch 
weiter vorwärts kommen und uns das, was wir brauchen, noch 
weiter auf Ochsenwagen nachgefahren werden soll." Das geht 
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