Object: Geschichte des Dreißigjährigen Krieges

32 Geschichte des Dreißigjährigen Krieges- 
schäften — besonders der Astronomie, Naturlehre, Chemie 
und dem Studium der Antiquitäten — ergab er sich mit 
einem leidenschaftlichen Hange, der ihn aber zu einer Zeit, 
wo die bedenkliche Lage der Dinge die angestrengteste Auf¬ 
merksamkeit heischte und seine erschöpften Finanzen die 
höchste Sparsamkeit nötig machten, von Regierungsge^- 
schäften zurückzog und zu einer höchst schädlichen Ver¬ 
schwendung reizte. Sein Geschmack an der Sternkunft 
verirrte sich in astrologische Träumereien, denen sich ein 
melancholisches und furchtsames Gemüt, wie das seinige 
war, so leicht überliefert. Diefes und eine in Spanien 
Zugebrachte Jugend öffnete sein Ohr den schlimmen Rat¬ 
schlägen der Jesuiten und den Eingebungen des spanischen 
Hofes, die ihn zuletzt unumschränkt beherrschten. Von 
Liebhabereien angezogen, die seines großen Postens so 
wenig würdig waren, und von lächerlichen Wahrsagungen 
geschreckt, verschwand er nach spanischer Sitte vor seinen 
Untertanen, um sich unter seinen Gemmen und Antiken, 
in seinem Laboratorium, in seinem Marstalle zu verber¬ 
gen, während daß die gefährlichste Zwietracht alle Bande 
des deutschen Staatskörpers auslöste und die Flamme der 
Empörung schon anfing, an die Stufen seines Thrones 
zu schlagen. Der Zugang zu ihm war jedem ohne Aus¬ 
nahme versperrt; unausgesertigt lagen die dringendsten 
Geschäfte; die Aussicht aus die reiche spanische Erbschaft 
verschwand, weil er unschlüssig blieb, der Infantin Jfa- 
bella feine Hand zu geben; dem Reiche drohte die fürch¬ 
terlichste Anarchie, weil er, obgleich felbst ohne Erben, 
nicht dahin zu bringen war, einen römischen König erwäh¬ 
len zu lasten. Die österreichischen Landstände sagten ihm 
den Gehorsam aus, Ungarn und Siebenbürgen entrissen 
sich feiner Hoheit und Böhmen säumte nicht lange, diesem 
Beispiel zu folgen. Die Nachkommenschaft des so gefürch¬ 
teten Karls V. schwebte in Gefahr, einen Teil ihrer Be¬ 
sitzungen an die Türken, den andern an die Protestanten 
31 verlieren und unter einem furchtbaren Fürstenbund,
	        
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