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der Europäer an sich schon stark gemindert und verschwindet 
mit Aufteilung des Landes in Farmen und Anlegung von Eisen¬ 
bahnen ganz. 
Neben den alten Wohnstätten, die immer seltener werden, tritt 
bei den Nama jetzt das rechteckige Lehmhaus auf; meist wird 
jedoch daneben die bienenkorbartige Hütte als Schlafraum bei¬ 
behalten. 
Diese Hottentotten mit verhältnismäßig festen Wohnsitzen haben 
jetzt auch angefangen, den Acker zu bebauen; seit alter Zeit aber 
sind sie Hirten und beschäftigen sich auch heut noch vorzugsweise 
mit Viehzucht. Rind und Schaf fanden schon die ersten Europäer 
im Besitz der Hottentotten; aber diese wenden nicht die Sorgfalt 
auf ihre Herden, wie etwa die Herero es tun. Die angeborene 
Trägheit verhindert den Hottentotten, die eigene Tränke zu ver¬ 
tiefen, und er treibt lieber sein Vieh an die der Nachbarn; aus Faul¬ 
heit unterläßt er die Aufzucht einer neuen Herde, wenn sein Vieh 
gefallen ist, und entschädigt sich durch Raub. Wer selbst kein 
Vieh hat, tritt wohl auch bei Wohlhabenderen seines Volkes oder bei 
Europäern in Dienst, und man bestellt Hottentotten gern zu Lenkern 
der großen Ochsenwagen, weil sie im Umgang mit dem Vieh wohl 
erfahren sind. Sie benutzen als Treiber gewaltige Peitschen mit 
2 m langem Stiel, deren Lederschnur über acht Ochsengespanne 
hinreicht. 
Die Nahrung der Hottentotten besteht vorzugsweise aus Fleisch, 
das sie kochen und braten, aber meist halb roh verzehren, und der 
Milch der Haustiere. Wo diese fehlen, begnügen sich die Nama mit 
Wurzeln und Zwiebeln, die sie mit großem Scharfsinn aufspüren 
und am Feuer rösten. Als Genußmittel waren früher die Blätter 
der Dacha sehr beliebt. Es ist das ein dem Hanf ähnliches, nar¬ 
kotisches Kraut, an dessen Stelle jetzt der Tabak getreten ist. 
Männer wie Frauen rauchen leidenschaftlich; ebenso sind sie dem 
Trünke ergeben, und für Tabak und Branntwein geben sie die 
letzten Habseligkeiten hin. 
Als Waffen benutzten die Hottentotten früher Bogen und Pfeile, 
Wurfspieß und Wurfstock. Die Pfeile bestanden aus einem 1/2 m 
langen Rohrschafte und einer dünnen in Schlangengift getauchten 
Eisenspitze mit Widerhaken. Ihre Hauptwaffe aber war der Wurf¬ 
spieß oder Assagai, dessen za. 20 cm lange Klinge auf einen manns- 
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