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Im schattigen Walde winkten noch die Blumen, als wollten sie 
uns zurufen: „Komm, rieche meinen Duft!" uild die Erdbeere streckte 
unter grünen Blättern bittend ihr rotes Köpfchen entgegen, als wolle 
sie sagen: „Komm' und pflücke mich, ich bin ja reis!" Und wenn 
dann lloch die Vögel znm fröhlichen Spiel der Kinder in beut grünen 
Laub der Bäume ihre Lieder erschallen ließen, da ward euer Herz 
voll Lust, und aus euren Gesichtern konnte man lesen: „Ja, der 
Sommer ist eilte fröhliche Zeit." 
Aber der Somnier verging, immer kürzer wurden die Tage und 
länger die Nächte; kalter Nachtfrost raubte dem Laubdach das schölte 
Grün, und rauhe Winde rissen die trauernden, welk uitd gelb gewordenen 
Blätter zur Erde nieder. Die Mücken, die sonst so fröhlich int warnten 
Sonttenscheitt tanzten, mußten sterben, und die Käfer fandett in der 
Erde ein feuchtes Grab. Wenn uns datnt noch die Vögel verlassen 
und draußen alles tot und still ist, müßte mit der trauernden Erde 
auch unser Herz trauern, wenn der eintretende Herbst uns nicht mit 
vollen Händen rotwangige Äpfel, saftige Birrten uttd zuckersüße Trauben 
ausgeteilt hätte. 
Es kommt der Herbst mit reicher Gabe 
Und teilt sie fröhlich aus 
Hub geht dann wie ant Bettelstäbe, 
Ein armer Mann, nach Haus. 
Aber auch der Herbst niußte voit uns Abschied ttehmen. Als 
ihr heute früh durchs Fenster sahet, da wußtet ihr gleich, daß jetzt auch 
der Herbst vertrieben wurde von einem attderen, der jetzt draußen die Herr¬ 
schaft angetreten hat. Wer tnag das sein? Auf den Herbst folgt der 
Winter. Da geht die liebe Sontte früh zubett und schlüpft 
erst spät wieder aus ihrem Kämmerlein hervor. Sie steigt 
jetzt auch nicht mehr so hoch aut Himmel empor. Ja, des 
Nachbars Dach ist ihr schoit zu hockt. Ihre schwachen Strahlen 
fallen schief zur Erde und können dartlm die Erde nicht 
erwärmen. 
Herbst und Winter. 
W-: Hiniveg nun, Herbst, aus Feld und Flur! 
H-: Ach, nur ein kleines Weilchen nur 
Laß mich, o lieber Winter, weilen, 
Eh' du mich heißest von hinnen eilen. 
W-: Nicht eilten Tag! Für Schnee und Eis 
Ist es ntif so noch viel zu heiß.
	        
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