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daß ich was anderes thue." Bald nachher verfiel er in Ge¬ 
danken und spielte mit dem Messer auf dem Tische. „Sire, was 
machen Sie da ?" fragte ihn einer der Umstehenden. „Ich spiele 
das Kind," versetzte er. 
Gegen Abend ward die Leiche des Marschalls besichtigt» 
Man fand kein Panzerhemd, wie man vcrmuthct hatte, und die 
Wunden waren alle tief gegangen. Ueber dem Hemde trug er 
eine goldene Kette, an der ein weißes Läppchen hing, das in 
vier Falten geschlagen und versiegelt war; vermuthlich ein Amu¬ 
let, welches ihn vor Lebensgefahr schützen sollte. In den vier 
Taschen seiner Beinkleider fand man Obligationen, Cassenscheine 
rmd Wechsel, 1,900,000 Livres an Werth, alle sorgfältig in 
kleine Päckchen gesiegelt, die er beständig bei sich trug und ent¬ 
siegelte, wenn er etwas davon brauchte. Man zog den Körper 
ganz aus, wickelte ihn in ein Stück groben Zwillig und band 
die beiden Enden mit Bindfaden zu, um nicht die Mühe zu haben, 
sie zuzunähcn. Um Mitternacht ward er auf Befehl des Königs 
nach der Kirche St. Germain geschafft, wo man ihn gerade unter 
der Orgel begrub; die Steine wurden so genau wieder zufam- 
mengcfügt, daß keine Spur sichtbar blieb, daß sie aufgcrisscn 
gewesen waren. Ein Geistlicher wollte ein de profundis für 
seine Seele anstimmen; man hielt ihm aber den Mund zu und 
sagte, ein Bösewicht, wie dieser, verdiene nicht, daß man für 
ihn bete. — Ehe der König sich zur Ruhe begab, wurde die 
Nachlassenschaft des Marschalls ausgetheilt. Vitry bekam seine 
Stelle als Marschall von Frankreich, de Luines ward Ober¬ 
kammerherr und Intendant von der Normandie, Persan erhielt 
die Hauptmannsstellc in der Bastille und du Halli er den glei¬ 
chen Rang bei der Leibgarde; Einer bekam sein Haus in Paris, 
ein Anderer seine Pferde, und so empfingen alle Ucbrigen, die an 
der Ermordung des Marschalls Thekl gehabt, von seinen Würden 
und Neichthümern etwas. 
Während dieses alles bei Hofe vorging, war man in der 
Stadt nicht ruhig gewesen. Die im Louvre gefallenen Pistolen¬ 
schüsse hatten, so lange man nicht wußte, wem sie gegolten, das 
Volk in Unruhe versetzt. Es hatte geglaubt, die Königin suche 
sich ihres Sohnes, oder gar der Marfchall sich des Königs und 
der Königin zugleich zu entledigen. Bei den Eingriffen, die die¬ 
ser sich schon erlaubt, bei den Gewaltthätigkeiten, die er an eini-
	        
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