Metadata: Das Mittelalter (Bd. 2)

Das Reich der Longobarden. § 8. 
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IY. Das Reich der Longobarden1), 568 — 774. 
Nachdem die Longobarden (seit 526 in Ungarn) mehr als 30 Jahre 
ihre östlichen Nachbarn an der untern Donau, die Gepiden, bekämpft 
hatten, zogen sie (angeblich auf die Einladung des seiner Statthalter¬ 
schaft entsetzten Narses) nach Italien, indem sie das zuletzt mit Hülfe 
der Avaren eroberte Gepidenreich diesen ihren Bundesgenossen über- 
liessen. Das von den Römern kaum erst wieder eroberte Italien wurde 
aber, als Ausgangspunkt der Weltherrschaft, nicht so leicht preisge¬ 
geben, wie die Nebenländer im Westen und in Nordafrika. Auch der 
religiöse Gegensatz zwischen den arianischen Longobarden und den 
katholischen Italienern erschwerte den Königen Alboin (568—572) 
und Kleph (572 — 573) die Eroberung, welche nur allmählich und 
so wenig vollständig gelang, dass Venedig, das Exarchat, die Land¬ 
schaften von Rom und Neapel, das südliche Calabrien und die Inseln 
den Byzantinern verblieben und so die longobardische Herrschaft (mit 
der Hauptstadt Paviá) fortwährend im Osten und Süden bedroht war. 
Daher konnten nach Kleph’s Ermordung die (36) longobardischen 
Herzoge den Versuch machen, durch Ausschliessung des (wahrschein¬ 
lich noch unmündigen) Thronerben Authari die wenig befestigte 
königliche Gewalt zu beseitigen. Als jedoch die Byzantiner ein Bünd- 
niss mit den fränkischen und katholischen Merowingern schlossen 
zur Verdrängung der arianischen Longobarden, erkannten die Herzoge, 
von zwei Seiten bedroht, das Bedürfniss eines starken Königthums 
und erhoben, nach einem fast zwölfjährigen Interregnum, Kleph’s 
Sohn, Authari (584—590), zum Könige. Dieser vertheidigte auch 
das Reich glücklich sowohl gegen die Einfälle der Franken, als gegen 
die Versuche der Byzantiner das Ganze wieder zu gewinnen, während 
seine katholische Gemahlin (Theodelinde, eine fränkische Prinzessin) 
wesentlich dazu beitrug, dass die Longobarden allmählich den (katho¬ 
lischen) Glauben der Besiegten annahmen und so die Verschmelzung 
der beiden Nationalitäten gelang. 
Nach der Herstellung der religiösen Einheit strebten die Könige 
auch nach Vollendung der politischen Einigung Italiens. Zu diesem 
Zwecke eroberte Rothari (636 — 652) die noch immer römische 
Westküste des obern Italiens (von der burgundischen Grenze bis Tos¬ 
cana) und Liutprand (reg. 712 — 744) wollte den (zwischen dem 
‘) Leo, H., Gesch. der italienischen Staaten (von 568—1830). 5 Bde. 
1828—1832. 
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