Metadata: Aus dem Altertum, dem Mittelalter und der Reformationszeit bis zum Dreißigjährigen Kriege (Bd. 1)

Das Zeitalter der Gegenreformation 279 
Bötzinger, seine und seiner Familie Schicksale in den Kriegswirren. Die 
bekanntesten und wichtigsten Quellen sind jedoch die Werke von Mosch erosch 
und Grimmelshausen. „Mofcherosch versammelt in einer seiner 
Satiren die Helden der Vergangenheit, Ariovist, Armin, Wittekind u. a., 
aus Schloß Geroldseck in den Vogesen und führt ihnen einen neusüchtigen 
Deutschling Philander von Sittewald vor, dem sie erbitterte Strasreden 
halten und ihm seine Verwelschung und Verweichlichung vorwerfen." 
Ähnlich polemisieren Lauremberg und Log au gegen das Franzosentnm 
und die Alamodegeckerei in Deutschland. Grimmelshausen, ein 
Beamter des Bischofs von Straßburg, der in seiner Jugend das aben¬ 
teuerliche Kriegsleben aus eigener Anschauung kennen gelernt hatte, gibt 
uns in seinem „abenteuerlichen Simplieissimus" eine meisterhafte Schilde¬ 
rung der Zeitverhältnisse. „Simplieissimus ist ohne Lehre und Bildung 
von einem Bauer, der ihn im Walde gefunden hat, aufgezogen. Als das 
Haus dieses Bauern von raubenden Soldaten verbrannt ist, flieht Simpli- 
cissimus und kommt zu einem Einsiedler, der ihm die erste Kunde von 
Gott und von den Dingen der Welt gibt. Von hier durch marodierende 
Soldaten entführt, wird er Krieger, Räuber, zeitweise auch Günstling hoher 
Herren; alle Stufen der Not und des plötzlichen Glückes und Wohllebens 
macht er durch, bis er schließlich von Gewissensbissen gepeinigt und welt¬ 
müde als Einsiedler endet." Hinzuweisen ist noch auf die von Goethe so 
geliebte bayerische Chronik von Aventinus und desselben „Chronika von 
Ursprung, Herkommen und Taten der uralten Teutschen", das erste volks¬ 
tümliche Geschichtswerk unserer Nation (gest. 1534). In derselben Zeit 
erzählte der u. a. auch von Schiller benutzte Ägidius Tschudi den 
Ursprung der Schwyzer und die Befreiung der Waldstädte. Zur Me¬ 
moirenliteratur gehören die Autobiographien Götzens v. Berlichingens, 
Hans v. Schweinichens und die des Thomas Platter. 
2. Die Geschichte Deutschlands im Zeitalter der Gegenreformation 
behandelt Moritz Ritter. Unparteilichkeit des Urteils, gründliche Er¬ 
forschung und souveräne Beherrschung des gewaltigen Stoffes zeichnen das 
leider noch nicht vollendete Werk aus. Wer von der Arbeit der Jesuiten 
ein nmfaffendes Bild gewinnen will, muß zu Eberhard Gotheins 
Rassischem Buch über „Ignatius von Loyola und die Gegenreformation" 
greifen. Über Canisius, den Hauptjesuiten Deutschlands, hat Drews 
eine gute Biographie geschrieben. Römische und evangelische Sittlichkeit 
stellt Herrmann in einem tiefen und schönen Vortrag gegenüber. Reich¬ 
haltiges Material zur Beurteilung jesuitischer Moral und päpstlicher Kultur- 
förderungen gibt das bekannte Werk des Grafen Hoensbroech. Die 
berühmteste Geschichte des großen Krieges hat Schiller geschrieben; ihre 
großartige Gesamtauffassung und klassische Darstellung lassen sie auch heute
	        
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