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spiele! Die Standvögel haben freilich ihr leichtes Sommerkleid ausge¬
zogen und ein dichteres Winterkleid bekommen; aber sie müssen doch frieren.
Sie hüpfen nicht mehr fröhlich von Zweig zu Zweig und singen keine
Lieder, die uns erfreuen; häufig sitzen sie mit eingezogenem Kopfe und
gesträubtem Gefieder auf den Dächern und Bäumen traurig da. Die
Vögel, die im Sommer in den Gärten und Feldern lebten, kommen jetzt
in die Dörfer und Städte, um sich Futter zu suchen. Hier finden sie
Körner, Kartoffeln und Fleisch. Auf unserem Bilde erblicken wir einen
Raben; er hält in seinem Schnabel einen Knochen, den er verzehren will.
Aus dem Fenster jenes Hauses schaut ein Knabe heraus. Er hat gesehen,
wie die lieben Vögel hungern und frieren; nun streut er ihnen Futter
auf das Dach des Vorbaues. Drei Sperlinge haben sich schon eingestellt;
sie picken die Körner auf. Zwei andere kommen auch noch herbeigeflogen,
um an der Mahlzeit teil zu nehmen. Wie gut sich's die hungrigen
Vögelchen schmecken lassen! Der Knabe freut sich darüber; er ist ein mit¬
leidiges, wohlthätiges Kind. Käme ein Vöglein an sein Fenster, gewiß
ließe er es hinein und behielte es den Winter hindurch in der warmen
Stube.
Z. Manche Tiere fühlen die Rot des Winters nicht; sie schlafen
während dieser Zeit, sie halten einen Winterschlaf. Der Hamster ver¬
stopft die Zugänge zu seiner Wohnung, wenn es kalt wird, dann kugelt
er sich zusammen und liegt wie tot da. Man merkt fast keinen Atem,
und sein Herz schlägt selten und nur äußerst leise. Wird die Witterung
milder, so erwacht er und lebt dann von den Früchten, die er in seiner
Vorratskammer angesammelt hat. — Der Igel scharrt sich unter einer
Hecke ein Loch, polstert es mit weichem Moose und Laub aus und deckt
sich beim Schlafengehen dicht zu. — Die Fledermäuse suchen, wenn
der Winter naht, einen geschützten Ort auf; dann wickeln sie sich in
ihre Flughaut und häkeln sich mit den Krallen der Hinterbeine fest. So
hängen sie kopfunter da und verschlafen nun den Winter. — Die Frösche
kriechen tief in den Schlamm hinein; in diesem ruhen sie, bis die warme
Frühlingssonne sie wieder zu neuem Leben weckt.
9. Jur Besprechung und Einprägung des Gedichtes:
Der Vogel am Fenster.
An das Fenster klopft es: pick, pick!
Macht mir doch aus einen Augenblick!
Dick fallt der Schnee, der Wind geht kalt,
Habe kein Futter, erfriere bald.
Lieben Leute, o laßt mich ein,
Will auch immer recht artig sein.
Sie ließen ihn ein in seiner Not.
Er suchte sich manches Krümchen Brot,
Blieb fröhlich manche Woche da.