Full text: Handbuch für den Anschauungsunterricht und die Heimatskunde

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Die Voreltern des Goldfisches wohnten im Lande China, dort, wo 
der Thee wächst, die Kamelien im Freien blühen und so hoch werden, wie 
Bäume. Dort waren die Goldfischchen in großen Teichen und Seeen mit 
anderen Fischen zusammen. Sie mußten lange schwimmen und suchen, 
ehe sie etwas für sich zu fressen fanden, und nicht selten schnappte ihnen 
ein anderer Fisch den Bissen noch dicht vor dem Munde weg. Raub¬ 
fische bissen nach ihnen. Wasserratten und Fischottern verfolgten sie drunten 
in der Tiefe und in ihren Verstecken am Ufer. Eisvögel und Reiher, 
Fischadler und Weihen stießen nach ihnen, wenn sie sich hinauswagten zur 
Oberfläche. 
Von all dieser Rot weiß das Goldfischchen im Glase nichts. Ihm 
droht von Hunger und von den Raubtieren keine Gefahr. Früh am 
Morgen giebt ihm oas Kind frisches Wasser aus dem klaren Bache. Dann 
wirft es ihm Oblaten und zerriebene Ameisenpuppen hinein. Es kann 
schmausen nach Herzenslust. 
Und doch sieht eines Tages das Goldfischchen ganz elend und krank 
aus. Es steht träge auf einem Flecke und bewegt sich nur langsam hin 
und her, wenn es gestört wird. Das Kind ruft den Vater zu Rate. 
Dieser beschaut genau das Wasser im Glase, so auch das Fischchen 
und spricht dann zum Kinde: „Vom Hunger ist dein Goldfischchen nicht 
krank, auch hat ihm kein Feind ein Leid angethan. Es ist krank vom 
Überfluß, den ihm seine Freunde gespendet. Viel zu viel Futter hat es^ 
erhalten! Dadurch ist seine Gesundheit gefährdet und sein Wasser getrübt, 
und wenn du ihm künftig wieder des Guten zu viel giebst, wird es eben 
so untergehen, als wenn es durch Hunger verdürbe. Maß zu halten ist 
gut, selbst für ein Goldfischchen im Glase!" 
(Rach H. Wagner.) 
10. Die Stnbtlillicge. 
In unseren Stuben fliegt besonders im Sommer ein kleines Tier 
in großer Zahl umher, das wir nicht gar gerne haben; welches Tier ist 
das? Das ist die Fliege. Da sich die Fliege in unseren Stuben 
aufhält, so nennen wir sie S t u b e n s l i e g e. Die Stubenfliege ist lange 
nicht so groß wie der Kanarienvogel, nicht einmal so groß wie ein Mai¬ 
käfer, — sie ist nur ein kleines Tier. Sie hat einen Kopf, eine 
Brust oder einen Vo rd er lei b, einen Hinterleib, sechs Beine und 
zwei Flügel. Der Kopf sitzt vor der Brust. Die Brust sitzt zwischen 
dem Kopfe und dem Hiuterleibe u. s. w. — An dem Kopfe der Fliege 
befinden sich zwei Augen. Sie sind sehr groß, gewölbt und unbeweglich. 
Unter dem Maule hat sie einen Rüssel, mit dem sie ihre Nahrung einsaugt, 
— Säugrüssel. — Die Brust besteht aus einigen (3) Ringen, — sie 
ist geringelt. An den Seiten der Brust sitzen zwei Flügel. Sie sind 
hautartig, durchsichtig und geadert. Unten an der Brust befinden sich die 
Beine, sechs Beine, drei Beinpaare. Welche Tiere haben nur ein Bein - 
paar? Welche haben zwei Paar Beine? Die Füße haben kleine Krallen
	        
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