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die Vesten sein wellen, die machen allem einen Meister
nnd Diener aus Chnstus, der außerhalb unser bleibt
und lehret uns, was gut ist, sagen nicht, daß Er in-
wendig herrschen soll, und selbst gute Werke in uns
wirken.
2. Vom Gebet.
53. „Unsere Missethat drücket uns hart; du woll-
teft uns unsere Lunte vergeben." Ps. 65, 4.
Sprich nicht: Ich bin letzt nicht geschickt zu beten,
ich will noch eine Weile harren und die Weile waS
anders thun, bis ich geschickter werte; sonst kommst, du
immer weiter davon, von einer Stunde \u der andern,
ja von einem Tage zu dem ankern, daß du dich koch
niletzt mit Gewalt dawider' legen mußt und fortfahren
zu beten, wenn tu dich am allerungeschicktesten fühlest.
Denn es heißt koch: Wer heute nicht geschickt ist, der
ist morgen noch ungeschickter, und durch Verstehen wird
Niemand geschickt. Wo du nicht lernest beten, weil du
ungeschickt bist und deine Beschwerden fühlst, so lernst
du es nimmermehr. Denn wenn die süße Andacht
koinmt: Ei, nun bin ich geschickt, nun will ich recht
beten; da mag wohl der Teufel im Werk sein, und
dein Geber zu Sünde und Schanden machen. Drum
ist das die rechte Kunst, zum Beten geschickt zu werden,
das; du daran anfangest, daß. du dich ungeschickt fühlst
und Gott vorträgst. Also wirst du gewißlich geschick¬
ter werden und dich bald leichter und luftiger fühlen.
Und nur immer durch diese Last hindurchgedrungen und
fortgefahren, daß du dich die Sünde nicht lässest irren
noch wehren; doch also, daß du nicht denkest, in Süu-
den zu bleiben.
54. „Wahrlich, wabrlich, ich sage euch: So ihr
den Barer etwas bitten werdet in meinem Namen, so
wird Er es euch geben." Ioh. 16, 23.
Wenn du nicht eher bitten willst, du weißt denn
und empfindest dich würdig und geschickt, so mußt du
nimmermehr bitten; denn unser Gebet muß sich nicht
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