Full text: Die Praxis des zweiten Schuljahres in katholischen Volksschulen

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Deutsch. 
genommen, wenn das Lesestück allseitig behandelt ist, und haben den 
Zweck, die Kinder zu veranlassen, sich die Wörter bezüglich der 
Schreibweise genau anzusehen. Daß dabei nicht nur, wie in dem oben 
angeführten Beispiele, die schwierigsten Wörter beachtet werden, sondern 
auch gerade solche, bei denen meist nur Flüchtigkeitsfehler vorkommen, 
braucht wohl nur angedeutet zu werden. Die Wanderung kann in 
mehrfacher Weise vor sich gehen: 
a) Die Kinder lesen, indem alle das Buch offen haben, einzeln oder 
im Chor ganz langsam. Bei den Wörtern, auf welche der Lehrer die 
Aufmerksamkeit der Kinder besonders lenken will, klopft er auf den 
Tisch, worauf sofort alle Kinder ihn anschauen. Frage: „Was ist 
bei »ihn« zu merken?" Antwort: „»ihn« wird mit h geschrieben." Gar 
bald wird die Frage überflüssig sein, die Kinder geben das Gewünschte 
sofort. 
b) Die Schüler haben das Buch offen, schauen aber den Lehrer 
an. Dieser (oder ein Schüler) liest, wartet aber bei dem schwierigen 
Worte, die Schüler sagen, was hier zu beachten ist, und vergleichen 
das Gesagte bezw. Gehörte mit dem Wortbilde im Buch. 
c) Der Lehrer geht die Wörter durch, während die Schüler das 
Buch geschlossen haben. 
ck) Besonders anregend ist es, wenn die Schüler selbst sich gegen¬ 
seitig Fragen bezüglich der Schreibweise stellen. 
Bei dieser Wanderung durch das Lesestück versäume der Lehrer 
nicht, recht oft die Frage „Warum?" dazwischen zu werfen, z. B. 
Schüler: „Hals" schreibe ich mit s. Lehrer: Warum? — Sch.: „Sieh" 
schreibe ich mit ieh. L.: Warum mit h? — Dieses Fragewort regt 
besonders zum Denken an und weist hier die Schüler immer 
wieder ans die Wortfamilien hin. 
Auch bei dieser Übung gebrauche der Lehrer fleißig die Kreide, 
wobei es zweckmäßig ist, die Wörter nach bestimmten Gesichtspunkten 
zu gruppieren. Die Zusammenstellung der Gruppen muß natürlich 
gut vorbereitet werden. 
Bei solchen Wanderungen durch dieLese stücke kommt man 
von selbst zu einer orthographischen Wanderung durch dasLese- 
buch, freilich nicht so, daß die Kinder während des Unterrichts im 
Buche herumblättern, sondern so, daß der Lehrer bei Wörtern, die 
der Schreibweise nach zusammengehören, aber zerstreut im Buche vor¬ 
kommen, auf die früher behandelten Lesestücke hinweist. 
Dieses sind wohl die wichtigsten orthographischen Übungen für das 
zweite Schuljahr. Sie müssen fort und fort Gegenstand der Behand¬ 
lung sein. Nebenher laufen dann diejenigen, die sich ohne Zwang
	        
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