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„Was flattert dein Banner, was greifst du zur Wehr,
Und ziehst gegen Leinster, Leogair?
Beim Eichenbühel vor manchem Jahr,
Als fliehend zerstreut dein Heerbann war,
Als Leinsters Volk — o Schmach und Gram —
Dich, Leogair, gefangen nahm,
Gelobtest du nicht, wenn Wiederkehr
Dir in dein Reich verstattet wär'.
Gelobtest du nicht mit Mund und Hand,
Nie mehr zu brechen in Leinsters Land?
Du hast es beschworen bei Sonn' und Wind,
Denk' deiner Schwüre, Menschenkind!“
Da lacht der König Leogair:
„Und hab' ich's geschworen, ei was mehr!
Und hab' ich's geschworen bei Sonn' und Wind,
Wo sind die, die mir Zeugen sind?
Die Sonne gieng unter, bei der ich schwor
Und stieg aus der See nicht mehr emvor!
Der Wind, dem Frieden ich gelobt,
Hat längst in den Wolken sich todt getobt!
Dahin fuhr die Sonne, dahin der Wind,
Mein Schwur ist, wo die Zeugen sind!“ —
Und lacht und gibt dem Ross den Sporn,
Und fährt dahin über Stock und Torn:
Und hinter ihm in wildem Drang
Sprengt seine Schar das Thal entlang;
Dumpf dröhnte die Erde von Rosseslauf,
Trüb dämmernd wachte der Morgen auf.
Da stellt zum Kampf sich Leinsters Schar
Im Engpass ihnen drohend dar:
Und rings erschallt's vom Kampfgetos
Und Waffenklang und Lanzenstoß;
Und als empor die Sonne stieg,
Zu Veogair neigt sich der Sieg;
Und als der Morgenwind erwacht
Da war gebrochen Leinsters Macht.