Full text: Die Unterklasse einer zweiklassigen Volksschule im Lichte der Arbeitsidee

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[ernte Beeinflussen des inneren Betriebes der Schule seitens der 
Eltern oder auch des Schulvorstandes ist unzulässig) — der guten 
Sache nicht dient, daß dadurch vielmehr die an und für sich schon be¬ 
stehende Kluft zwischen Schule und Haus nur noch erweitert würde. 
Nichts verträgt der Hang des Landbewohners zur Tradition schlech¬ 
ter, als versteckten Widerspruch, der unstreitig in solchem Ver¬ 
halten läge. Um dem hemmenden Einflüsse des stark ausgeprägten 
Hanges der Landbewohner zn allem Traditionellen und des damit 
in engem Zusammenhange stehenden Mißtrauens gegen alle Neue¬ 
rungen wirksam zu begegnen, gilt es, die Dorfbevölkerung von 
der Notwendigkeit verbessernder Maßnahmen ans unterrichtlichem 
Gebiete zu überzeugen, indem man einesteils ohne törichte Scheu 
vor sogenannter Bloßstellung ans die Mängel der bisher üblichen 
Erziehungsmethoden hinweist und dadurch weiterem Beharren im 
Starrsinn jede Berechtigung entzieht, andernteils mit aller Bered¬ 
samkeit und Begeisterung die unbestreitbaren Vorzüge der „neuen 
Schule" hervorhebt. Daraus ergeben sich von selbst die wichtigen 
Forderungen von Elternabenden und Sprechstunden, deren be¬ 
deutendste Ausgabe somit die Aufklärung wäre, die, man erwarte 
das aber nicht zu rasch, zur Überzeugung führen soll. Die Erfah¬ 
rung lehrt, daß der Mensch da, wo er der überwältigenden Macht 
der Überzeugung Althergebrachtes schließlich doch, wenn auch inner¬ 
lich ergrimmt, preisgeben muß, seine rauhesten Seiten nach außen 
kehrt. Es gehört daher außer der vorhin erwähnten Kampses- 
frendigkeit noch eine sehr große Geduld und eine ruhige Heiterkeit 
des Gemütes dazu, seine Mission als Bannerträger neuer Wahr¬ 
heiten auf dem Lande erfolgreich zu erfüllen. Es soll nicht ver¬ 
gessen werden, darauf hinzuweisen, daß der anläßlich der Ver¬ 
anstaltung von Elternabenden merkwürdigerweise oft zutage tre¬ 
tenden Ansicht, der Lehrer sei verpflichtet oder genötigt, den inneren 
Betrieb seiner Schule vom Willen der Eltern abhängig zu machen, 
in ebenso liebenswürdiger wie entschiedener Weise entgegengetreten 
werden muß. 
Dem ersten Erfolge der Aufklärungsarbeit, die in den Städten 
und größeren Ortschaften fast ausnahmslos durch Presse und Li¬ 
teratur zum weitaus größteu Teile verrichtet oder doch wenigstens 
unterstützt wird, während auf dem Lande, dessen Bewohner, be¬ 
sonders im Sommer, Lektüre verschmähen, der Einfluß von Presse 
und Literatur verschwindend gering ist, — der Überzeugung, gesellt 
sich unmittelbar ein zweiter zu, die Erhöhung des Interesses für 
die erzieherische Tätigkeit und der ans ihr resultierenden äußeren 
Ausgestaltung der Schule. Die Wichtigkeit dieses Erfolges ist in 
der Tat außerordentlich, da sie die hemmende Wirkung des andern 
sich einer Reform der Landschule entgegenstellenden Faktors, die ge- 
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