Full text: Staats- und Volkswirtschaftslehre

der Bergbau im Magdeburgischen (Erze), im Ruhrgebiet (Kohlen), 
in Schlesien (Erz, Blei, Kohle); im Jahre 1786 waren im preußischen 
Berg- und Hüttenwesen bereits 88 000 Familienväter beschäftigt. 
Das 19. Jahrhundert machte sich beim Bergbau die Fort¬ 
schritte der Technik und die Erfahrungen der Geologie zu nutze. 
Dazu erforderten die Dampfmaschinen ungeheure Kohlenmengen. 
Deshalb suchte man nach neuen Abbaufeldern, und so entstanden 
denn seit etwa 1830 bis 1850 die großen Kohlenbezirke an der 
Saar und Ruhr, in Schlesien, Böhmen usw. Daneben wurde der 
Braunkohlenbau in Thüringen, Sachsen und in der Niederlausitz 
gefördert, zumal sie sich in Form des Preßsteins als ein leicht ver¬ 
schickbares, dabei aber sauberes und ökonomisches Heizmittel erwies. 
Im Jahre 1843 entdeckte man die Staßfurter Salzlager, die sich 
für Landwirtschaft und Industrie unentbehrlich erwiesen. Seit 1859 
wird das im Altertum nicht ganz unbekannte (Sizilien, Mittelitalien) 
Petroleum gewonnen. Außerordentlich war der Aufschwung des 
deutschen Bergbaus von 1850 an; durch den Abbau von Kohle, 
Eisenerzen und Salzen gehört er zu den hervorragendsten Bergwerk¬ 
gebieten der Erde, in Europa wird er nur von England-übertroffen, 
aus dem Gebiete des Kalis und der Abraumsalze besitzt er sogar 
das Weltmonopol. 
Die Verkehrsmittel der Eisenbahn und der Wasserstraßen er¬ 
schlossen dem Bergbau neue Absatzgebiete, brachten ihm indes auch 
auswärtige Konkurrenz. Das Direktionsprinzip erwies sich unhalt¬ 
bar; an seine Stelle trat die Bergbaufreiheit, während der Staat 
sich nur ein allgemeines Aufsichtsrecht, die sog. Berghoheit vorbe¬ 
hielt. Grundlegend war hierfür das preußische Berggesetz von: 
24. Juni 1865, das unter den Anschauungen Adam Smiths (vgl. 
§ 8d), daß zu einer reicheren wirtschaftlichen Entwicklung der Staat 
möglichst wenig eingreifen dürfe, steht, das dann für 93°/o des Berg¬ 
bau treibenden Deutschlands inhaltlich Geltung erhielt. Allerdings 
ist dem Gesetz der Vorwurf gemacht worden, es verzichte in zu 
großem Umfange auf die Einkünfte des Bergregals, die besser der 
Gesamtheit als den Einzelindividuen zugute kommen könnten, indes 
darf nicht vergessen werden, daß jenes dem deutschen Unternehmer¬ 
geist einen gewaltigen Ansporn gab und so das Rohmaterial für 
die blühende deutsche Industrie schuf. 
Während der Bergbau in den ältesten Zeiten die Waffen und 
Werkzeuge, dann aber das Geld als das für den Verkehr unent¬ 
behrliche Zirkulationsmittel gab, ist er gegenwärtig die unumgäng¬ 
liche Voraussetzung des Jahrhunderts des Dampfes und der Elektri¬ 
zität; auch bleibt es fraglich, ob die Landwirtschaft im modernen 
Industriestaat ohne die Kalisalze auf der augenblicklichen Höhe stehen 
würde. Wenn auch Salz, Eisen, Kupfer usw. fast unerschöpflich zu 
sein scheinen, Kohlen noch auf Jahrtausende vorhanden sind, so 
haben sich doch neue Zinngruben bisher nicht finden lassen (vgl.
	        
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