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Der Sicherheit des Zuges wird eine gewissenhafte Ausmerksam-
feit gewidmet, so daß im Verhältnis zu der Zahl der Beförderten
sehr wenig Ilnglücksfälle vorkommen. Der Streckendienst der
Beamten sorgt für Abwendung der Unglücksfälle. Eine gewissen¬
hafte, sehr schwere Arbeit ist die Aufstellung der Fahrpläne,
die mit dem Gedanken des leichten Anschlusses einer Bahnstrecke
an die angrenzenden aufgestellt werden, um den Reisenden
die Reisezeit so kurz als irgend möglich zu machen.
So sorgt die Bahnverwaltung dafür, in unserem Reiseverkehr
die Begriffe von Raum und Zeit möglichst zu überwinden.
llnd wenn nun weiter in unserem Jahrhundert der Dampf¬
betrieb durch den elektrischen unterstützt, wenn die Schnelligkeit
der Fahrt noch weiter gesteigert wird, wenn die Sorge für die
Behaglichkeit und Annehmlichkeit der Reisenden noch weiter geht,
so werden wir dahin kommen, datz unsere Eisenbahnen das werden,
als was man sie bezeichnet hat, „rollende Hotels".
Sie ersteigen heute schon als Zahnradbahn die Spitzen der
steilsten Berge, durch die Tunnels verbinden sie die beiden Seiten
eines hohen Gebirges miteinander.
In der Entwicklung unserer Eisenbahnen haben wir einen
Triumph des Menschengeistes, es gehörte aber viel Arbeit urtb
Schweiß dazu, uns bis hierher zu bringen.
114. Entwicklung der Telegraphie und
Telephonie.
Der Telegraphie liegt eine Entdeckung zugrunde, die wir
dem Zufall verdanken, nämlich die Entdeckung Galvanis mit den
Froschschenkeln. Volta ermittelte die Elektrizität als Ursache dieser
Erscheinung und konstruierte einen Apparat zur Erzeugung der
Elektrizität. Man erkannte, datz die Berührungselektrizität einem
andauernden gleichmäßigen Strome gliche, der sehr schnell fließt
und den vorgeschriebenen Weg innehält (Draht).
Zehn Jahre nach Galvani baute schon Sömmering in München
einen Telegraphen, der Nachrichten auf Entfernungen von über
1 Km versandte. Dieser Apparat war zu kompliziert und konnte
sich nicht einbürgern. Er bedurfte für die kürzeste Strecke 24 iso¬
lierte Leitungsdrähte.
Der Düne Oersted entdeckte den Einfluß der Elektrizität auf
die Magnetnadel. Gauß und Weber in Göttingen bauten nun
auf Grund dieser Entdeckung einen Apparat, der nach dem Maße
der Ablenkungen der Magnetnadel eine Zeichensprache zusammen¬
setzte. Diese Zeichentelegraphen waren lange in Gebrauch.
Am wichtigsten war die Entdeckung des Elektromagnetismus,
daß nämlich ein Eisenstab magnetisch wird, sobald man einen