Object: Abriss der Geschichte für höhere Knaben- und Mädchenschulen

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verlor. Von ihm berufen wurde das Concil zu Nicäa abge¬ 
halten (325), auf welchem die Zeit des Osterfestes bestimmt und 
die Wesenseinheit Christi mit Gott zum Glaubenssatz erhoben 
ward. Daß derselbe Kaiser die Herrschaft über Rom dem dor¬ 
tigen Bischof geschenkt habe, ist eine mittelalterliche Erfindung, 
welche insofern verhängnisvoll ward, weil auf sie gestützt die 
Päpste den Anspruch auf die Weltherrschaft erhoben haben. 
Unter Constantins Söhnen erwarb Constantins, dessen Namen 
die Stadt Constanz trägt, durch Mord und Krieg die Alleinherrschaft; 
im Besitze derselben widmete er seine Aufmerksamkeit mehr den Streitig¬ 
keiten der Theologen, welche trotz der Entscheidung des nicanischen Con¬ 
cils zwischen Arins und Athanasius schwankten, als der Regierung 
des Reichs. Unterdessen gieng es am Oberrhein scharf her, da die 
Alamannen, ein deutscher Völkerbund, das Elsaß zum Eigentum be¬ 
gehrten. Des Kaisers einzig übrig gebliebener Vetter Julian, der aus 
klösterlicher Stille zum Schirmvogt des Westens berufen von dem glän¬ 
zenden Trier aus mit Eifer und Geschick seine Aufgabe erfüllte, schlug 
ihren Anführer Knotomar bei Straßburg (357) und zeigte zum letzten 
Male die Ueberlegeuheit der römischen Waffen und List. Bald darauf 
bestieg er selbst den Thron, versuchte, jedoch erfolglos, das Heidentum 
in seiner edleren Gestalt wieder aufzurichten und wurde nicht durch an¬ 
griffsweises Vorgehen, sondern durch Auffrischung der klassischen Bildnng 
uud durch Zurücksetzung der christlichen Beamten ein Verfolger der Kirche. 
Die erbitterten Bischöfe und das fanatisierte Volk haben ihm daher den 
Namen Apostata, d. i. Abtrünniger, gegeben. Er starb aus einem 
Zuge gegen die Perser schon nach 20monatlicher Regierung (363). Nach 
ihm gab es nur noch christliche Kaiser. 
§ 52. Literatur und Limit. Rückblick. 
Nur sehr spärliche Reste altitalischen und altrömischen 
Schrifttums sind auf uns gekommen und berechtigen uns zu 
dem Schluffe, daß es mit den Römern vor den punischen Kriegen, 
sowohl was die Form als den Inhalt der literarischen Denk¬ 
mäler betrifft, recht ärmlich bestellt war. Auch von da an ent¬ 
wickelte sich die Dichtkunst fast nur nach dem Vorbilde der Grie¬ 
chen, wurde auch, wenigstens in der ersten Zeit, mehr von Nicht¬ 
römern gepflegt. Bemerkenswerth sind die der attischen neueren 
Komödie nachgebildeten Lustspiele des Plautus und des afri¬ 
kanischen Terenz. Lukrez schloß sich an ein epikureisches
	        
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