Taf. III. Der Garten.
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Ihr wißt, daß es manche schöne Pflanzen in andern
wärmern Ländern giebt, die nicht in unserm Vaterlande,
das, wie ihr es erfahren habt, oft rauh und kalt ist, fort¬
kommen und gedeihen können. Aber unsere Gärtner
wollten nicht gern alle diese Pflanzen entbehren; darum
bauten sie in ihren Gärten Treibhäuser und setzten in
dieselben ausländische Blumen oder Fruchtbäume,
die gewöhnlich in große, hölzerne Kübel gepflanzt sind,
hinein. Diese Treibhäuser werden so angelegt, daß ihre
mit Glas bedeckte Seite nach Süden gewendet ist. Dadurch
geschieht es, daß sie soviel als möglich der erwärmenden
und belebenden Wirkung der Sonnenstrahlen aus¬
gesetzt sind. Damit aber den Pflanzen auch im Winter
die ihnen nötige Wärme nicht fehle, heizen die Gärtner
die Treibhäuser, und auf diese Weise gedeihen die Pflanzen,
zur Freude aller, vortrefflich.
Die Aufsicht über das Treibhaus in diesem Garten
hat der Gärtner Johann. Dort ist er soeben mit dem
Abschneiden einiger verwelkten Rosen beschäftigt, die den
schönen Stock, den er selbst gepflanzt und sorglich gepflegt
hat, verunzieren. Seitwärts von ihm plätschert lustig der
Springbrunnen und wirft seine krystallhellen Strahlen
in die sonnige Luft.
Ihr habt einen solchen Springbrunnen auch wohl
schon in der Wirklichkeit gesehen. Lastet uns den hier in
dem Garten sich befindenden etwas genauer in Augenschein
nehmen. In der Mitte eines großen, runden Wasser¬
beckens (Bassin) erhebt sich eine steinerne Schale, die
von einer knieenden Figur getragen wird. Aus dieser
steigt ein Wasserstrahl mehrere Fuß hoch empor; das
Wasser fällt in die Schale wieder herab und fließt über
den Rand derselben zurück in das größere Wasserbecken.
Wir müssen vermuten, daß sich in der Nähe des Gartens
eine Anhöhe befinde, von der herab man das Wasser
durch unterirdische Röhren bis an dieses Wasserbe-
Bormann. Das Leben rc. 8. Anst. 2