Full text: Bürgerkunde für die höheren Schulen Deutschlands

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Zweites Kapitel. 
Dafür verpflichten sie sich, in keiner Weise für die eine oder andre 
der kriegführenden Mächte Partei zu nehmen, und nicht zu dulden, 
daß ihr eigenes Land irgendwie als Stützpunkt für kriegerische Unter¬ 
nehmungen von einer der kämpfenden Mächte benutzt werde. Weiter 
sind seit der Genfer Konvention im Lahre 1864 Lazarette und Ambu¬ 
lanzen neutral, solange sich Kranke und verwundete in ihnen be¬ 
finden, ihre Diener unverletzlich: jene schützt eine Fahne, diese eine 
Binde mit rotem Kreuz im weißen Felde. Explosivgeschosse für Hand¬ 
feuerwaffen gelten seit 1868 für unzulässig. Buch erklärten sich 
die Mächte 1899 in der Haager Konferenz, um Kriege nach Mög¬ 
lichkeit zu verhüten, damit einverstanden, alle ihre Bemühungen auf¬ 
wenden zu wollen, um die friedliche Erledigung der internationalen 
Streitfragen zu sichern und im Falle eines Streites, bevor sie zu 
den Waffen griffen, die guten Dienste oder die Vermittlung einer 
befreundeten Macht anzurufen, soweit die Umstände dies gestatten 
würden. Sie dehnten die Genfer Lätze auf den Leekrieg aus und 
verboten die Verwendung von Gift oder vergifteten Waffen, die 
Tötung oder Verwundung eines die Waffen streckenden Feindes, die 
Erklärung, daß kein Pardon gegeben wird, die Beschießung un¬ 
verteidigter Ltädte, Dörfer oder Gebäude, die Plünderung von Ltädten, 
selbst wenn sie im Lturm genommen, die Verletzung der durch eine 
weiße Fahne kenntlich gemachten Parlamentäre und ihrer Beglei¬ 
tung u. a. 
5. Freilich bleibt hier vieles unsicher und vom guten Willen 
der Ltaaten abhängig: wer soll den Übertreter bestrafen? Lcheu und 
Lcham sind lahme Wächter. Wer wird um deswillen zu den Waffen 
greifen, weil von einer kriegführenden Macht das Völker- oder Kriegs¬ 
recht verletzt worden ist? Der irdische Richter fehlt. Doch wird 
sich ja zu allen Zeiten die Gesittung in der Kriegführung spiegeln. Line 
weitere Entwicklung ist nicht unmöglich. Es wäre etwa die Rufhebung 
des Leebeuterechts und die Errichtung eines obligatorischen Lchieds- 
gerichts und vielleicht auch eine allgemeine Abrüstung zu wünschen, 
vielleicht vereinen sich einst um der Friedensidee willen die Völker 
Europas zu einem Bund, wie jetzt die Ltämme Deutschlands geeint 
sind,' und schließlich die Völker der ganzen Erde. Aber das liegt 
alles noch im Traumland. Die Lchwärmer hoffen's. Wir zweifeln. 
Im allgemeinen gibt die Ltimmung von heute die Fabel richtig 
wieder: 
Der Fuchs vernahm, daß ein allgemeiner Friede unter den Geschöpfen 
zustande kommen sollte. Da meinte er schmunzelnd: ,,Das freut mich sehr, denn 
nun wird man doch endlich einmal vor den Nachstellungen des Menschen sicher 
sein und in Ruhe seinen Hasen essen können." ähnlich ruft Götz bei Goethe 
h. Kkt): Krieg und Frieden! Ich glaub's wohl! Den wünscht jeder Raub¬ 
vogel, die Beute nach Bequemlichkeit zu verzehren.
	        
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