Don der deutschen Reichsverfassung und einigen pflichten der Reichsbürger. 83
güterter, aber nach Gesinnung und Lebensauffassung dem Offizierkorps nahe¬
stehender Familien der Rrmee fernhalten muß. Um solchen Unzuträglichkeiten
Einhalt zu tun, spreche ich Meinen willen dahin aus, daß in der Regel die
Kommandeure bei der Infanterie, den Jägern, der Fußartillerie und den Pio¬
nieren nicht mehr als 45 Mark, bei der Feldartillerie nicht mehr als 70 Mark
und bei der Kavallerie nicht mehr als 150 Mark an monatlichen Zulagen
fordern sollen.... Mit übertriebenen Unsprüchen wird der Offiziererfatz nach
Umfang und Beschaffenheit beeinträchtigt. Ich will nicht, daß in Meiner
Urmee das Unsehen des Offizierkorps nach der pähe der Eintrilts-
zulage bemessen werde, und schätze die Regimenter besonders hoch, deren
Offiziere sich mit geringen Mitteln einzurichten und doch ihre Pflicht mit der
Befriedigung und Freudigkeit zu erfüllen wissen, die den preußischen Offizier
von alters her ausgezeichnet haben. In diesem Zinne mit Aufbietung aller
Kräfte zu wirken, ist die Aufgabe der Truppenkommandeure. Unausgesetzt
haben sie es sich klar zu machen, daß es heutzutage mehr wie je darauf an¬
kommt, Charaktere zu erwecken und großzuziehen, die Zelbftverleug-
nung bei ihren Offizieren zu heben, und daß hierfür das eigne Beispiel in
erster Linie mitwirken muß.... Ich werde mir von Zeit zu Zeit neben den
Eingaben über die Gffiziersaspiranten Uachweisungen über die bei den Truppen
üblichen Zulagen und die Gehaltsabzüge vorlegen lassen, wie Ich hiermit
bestimme, daß Mir solche Offiziere namhaft zu machen sind, welche den auf
Vereinfachung des Lebens gerichteten Einwirkungen ihrer vorgesetzten nicht
entsprechen, so werde Ich die Kommandeure wesentlich mit danach beurteilen,
ob es ihnen gelingt, einen geeigneten und ausreichenden Nachwuchs an Offi¬
zieren heranzuziehen und das Leben ihrer Offizierkorps einfach und wenig
kostspielig zu gestalten. Ich wünsche von Kerzen, daß ein jeder Meiner
Offiziere nach erfüllter Pflicht seines Lebens froh werde. Dem überhand¬
nehmenden Luxus in der Armee muß aber mit allem Ernst und Nach¬
druck entgegengetreten werden."
IV. vornehm ist die Teilnahme an der Legierung, die darin
hervortritt, daß man wählt und sich wählen läßt und dann als
Volksvertreter sich dem Ltaate widmet. Tin Geist soll da alle treiben,
der Geist der Lelbstlosigkeit und Hingebung ans Allgemeine,' der
Gewühlte soll nicht nach persönlichem Einfluß und nach Macht streben,
sondern das Ganze so ins Auge fassen, daß er an alle denkt,' wer
für einen Teil der Bürger sorgt und den andern vernachlässigt,
bringt verderben über sein Volk, denn er schafft Zwietracht und Un¬
zufriedenheit: das ist alles ganz selbstverständlich und klingt uns
drum auch aus dem 29. Artikel der Ueichsverfassung entgegen: ,,Die
Mitglieder des Ueichstags sind Vertreter des gesamten Volks
und an Aufträge und Instruktionen nicht gebunden." Aber die Mei¬
nungen über das, was dem Ganzen not tut, gehen auseinander, und
überall bilden sich Parteien, die durch Zusammenschluß dem Ganzen
ihren willen auszulegen bemüht sind. Das Glück des Landes wird
ja jeder verständige so zu verwirklichen suchen, daß er das gute
Alte erhält und das gute Neue zum Liege bringt. Dabei zeigt
sich ein Gegensatz, der ewig genannt werden kann, und, sobald
Zersplitterungsneigung vorhanden ist, viele Lchattierungen verträgt'
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