2. Geschichtlicher Überblick über die sozialen Bestrebungen 63 
zialismus drang man bei einseitigem Vorwalten reiner Klassenbestrebungen noch vir, 97 
nicht durch. Das Großkapital und der Großgrundbesitz ließen die selbständigen Hand¬ 
werker, die überschuldeten kleinen Bauern verarmen, ein besitzloses Proletariat drängte 
sich in die Großstädte. Da machten sich Bestrebungen, den Besitz aufzuteilen, bemerk¬ 
bar. Mit der Neuteilung sollte dann eine neue gleichmäßige Verteilung eintreten. 
d) Rom: Ter Ktassenkampf. Die Reform der Gracchen. Soziale Maßnahmen der 
Kaiserzeit. Der Kapitalismus. Das Christentum. 
In Rom herrschen zur Königszeit die adligen Grundbesitzer, die vn, 125 
Geschlechter. Ihnen nicht gleichberechtigt ist die Klasse der kleineren Acker¬ 
bürger sowie der Handel- und Gewerbetreibenden. 
Der Kampf der Plebejer um politische Gleichberechtigung hatte demzufolge auch 
die soziale Gleichstellung zum Ziel. Die Nichtansässigen, die proletarii, standen außer¬ 
halb der Patrizier und der Plebejer. Ursprünglich hatten auch nur die Patrizier das 
Recht, die Gemeindeweide und das eroberte Gemeindeland zu nutzen. Dainit war ihre 
wirtschaftliche Überlegenheit gesichert. 
Die politische Gleichstellung der Plebejer brachte die wirtschaftliche und VII. 134 
soziale mit sich. Es bildete sich ein neuer Herrenstand, zu dem noch vn, us 
die Großkapitalisten, die eguit68, traten. 
Die weitere Ausdehnung des römischen Reiches brachte ein Anwachsen des besitz¬ 
losen Proletariats mit sich, da die kleinen Bauernftellen aufgekauft wurden und der vii, 160 
bäuerliche Mittelstand durch die Getreideeinfuhr schwand. Die Sklavenmengen ent¬ 
werteten auf dem Lande die Arbeiten des Bauern, in der Stadt die des Handwerkers. 
Eine soziale Reform durch eine Neuaufteilung des Gemeindelandes Qu- n>9 
wollten die Gracchen. vn-114 
Ein neuer bäuerlicher Mittelstand sollte geschaffen, das Proletariat in die Kolo¬ 
nien abgeleitet werden. Neben den Patriziern erscheint nun als selbständige herr¬ 
schende Klasse der Ritterstand. Eine-Besserung der Verhältnisse aber trat nicht ein. - 
Unter Cäsar wurden die Getreidespenden an das Proletariat einge- Qu. 1,5 
schrankt und Mittel sozialer Fürsorge. Nerva schuf für den verarmten vn. 139 
Mittelstand die kaiserliche Unterstützungskasse. Diese Alimentationen vn, 204 
baute später Hadrian aus. Es war aber nur eine soziale Wohlfahrtsbestre- Qu. n, 13 
bung, die das Verlorene nicht wiederschaffen konnte. Der einzige Versuch Qu. 1,6 
zur Schaffung eines Mittelstandes ist die Einführung des Kolonates. vn, 212 
Aus großen Gütermassen wurden kleine Einzelgüter gebildet, die teils an freie, 
teils an unfreie Pächter abgegeben wurden. Nach und nach sanken aber auch sie 
wieder durch das harte römische Schuldrecht in die Hörigkeit zurück. Wieder wuchs 
das Proletariat der Großstädte. Ganz rechtlos war die Zahl der Sklaven, einer Klasse, 
die den Unterbau der gesamten antiken Sozialordnung bildet. 
Der Kapitalismus allein beherrschte schließlich den römischen Staat, VII, 213 
wie er auch das Ende der Entwickelung in Griechenland bedeutete. 
Das Christentum trug zur Linderung der sozialen Schäden bei, indem es eine 
bessere Stellung für die Sklaven schuf und die kleinbürgerlichen Schichten zusammen¬ 
schloß zu gegenseitiger Hilfe. Es trat hier zuerst eine soziale Selbsthilfe ein, ja, 
in der jerusalemischen Gemeinde findet sich ein naiver Kommunismus.
	        
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