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arbeiten hat als bei Jäger, bleibt ihm Zeit zu andern Dingen übrig,
er hat Muhe. Darinn neigen die Hirtenvölker zur Musik, zur Dicht-
lunit, zur sinnigen Betrachtung der Natur, zur Heilkunde, zur Beob¬
achtung des Sternenhimmels. Schalmeienklang, Schäferlieder,
Kenntnis der Heilkräfte der Natur. Gedanken über Gott und die Welt
find das Ergebnis ihrer Muhe, und dadurch erheben sich die Hirten¬
völker auf eine höhere Stufe der Gesittung als die Jäger. Der
Übergang der Menschen von der Jagd zum Halten und Pflegen
von Tieren ist also ein Fortschrrtr in ihrer Kultur.
Eine noch höhere Stufe wird durch den Übergang von der Vieh¬
zucht zum Ackerbau erreicht. Die tierische Nahrung wird jetzt zum
gi atzen Teile durch Pflanzenkost ersetzt; auf demselben Boden können
daher viel mehr Menschen ernährt werden als bei den Hirten. Die
Ackerbau treibenden Völker vermehren sich rasch. Die Leute werden
setzhaft, gründen feste Wohnsitze, rücken eng zusammen. Gewih
macht das Herrichten des Ackers, Saat und Ernte» dar Umwandeln
des Getreidekornes in Mehl nnd Brot (man denke an das mühselige
Geschäft des Mahlens mit den Handmühlen der Urzeit) mehr Arbeit
als die Pflege der Herden. Aber nun sind auch Hände genug da. die
einander helfen. Es ist daher bei den Ackerbauern ausreichend Mutze
vorhanden. Der erfinderische Menschengeist sinnt auf Hilfsmittel,
um die Arbeit zu erleichtern. Ackergeräte und andre Werkzeuge
werden erfunden; feste Wohnungen. Ställe, Vorratsräume werden
gebaut. Die Kultur schreitet also weiter vor.
Der Übergang von de? Jagd zur Mchzucht und zum Ackerbau
und damit von der Tiernahrung zur Pflanzenkost fördert dis
menschliche Kultur.
8. Me wirkt die Arbeitsteilung auf den Fortschritt
der Kuttm?
Bei den Jägeroölkern und bei den Hirten ist die Arbeitsteilung
noch unbekannt. Bei ihnen ist jeder Angehörige der Stammes hier
ein Jäger» dort ein Hirt. Jeder verrichtet alle Arbeiten, die zu seinem
Lebensunterhalte gehören. Der Jäger schnitzt Bogen und Pfeil,
Keule und Speer, erlegt das Wild, bereitet es zu, verfertigt aus den
Fellen einen Schurz um seine Lenden, sammelt Moos und Laub,
um sich in der Höhle oder Wohnhätte ein Lager zu bereiten, er unter¬
hält das Herdfeuer oder weih den Funken durch Reiben dem trocke-