§ 22. Volkswirtschaftliche Theorien.
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Z. B. die griechischen Kolonien des Altertums; die deutsche
Kolonisation der Ostmarken im 13. bis 15. Jahrhundert; die Ver¬
einigten Staaten von Nordamerika, Kanada, Australien, die Buren¬
staaten . Deutsch - Süd - Westafrika.
Die griechischen Kolonien waren von vornherein selbständige
Staaten; ebenso die Burenstaaten.
Die Vereinigten Staaten von Nordamerika rissen sich vom
Mutterlande los.
Australien und Kanada verwalten sich selbst, stehen aber in
politischer Verbindung mit dem Mutterlande.
Deutsch-Südwestafrika ist vom Mutterlande abhängig.
Von den Siedelnngskolonien unterscheiden sich die unter 2— 4 ge¬
nannten Kolonien dadurch, daß sie im Interesse des Mutterlandes an¬
gelegt werden, und, solange sie sich nicht in Siedelnngskolonien umwandeln,
in enger Verbindung mit dem Mutterlande bleiben; daß ein großer Teil
der Ansiedler in der Kolonie nicht eine neue Heimat findet, sondern in
das Mutterland zurückzukehren trachtet.
2. Eroberungs- (Ausbeutungs)-Kolonien. Der Zweck dieser Kolonien
ist, unterworfene Länder zu beherrschen und auszubeuten.
Z. B. die Kolonie-Gründungen der alten Römer, ebenso die der
Spanier im 16. Jahrhundert.
3. Handelskolonien. Ihr Zweck ist, gewinnbringenden Handel mit
ininderkultivierten Völkern zu treiben.
Z. B. die Kolonien der Phöniker, der Hansestädte, die An¬
siedelungen europäischer Kaufleute an den afrikanischen Küsten.
4. Pflanzungskolonien. Ihr Zweck ist, in tropischen Ländern unter
Ausnützung der Arbeitskraft der Eingeborenen tropische Produkte zu
erzeugen.
Z. B. Westindien, viele der afrikanischen Kolonien (auch Kamerun,
Togo, Deutsch-Ostafrika), Ostindien, Java und die übrigen Sunda-
inseln.
§ 22. Volkswirtschaftliche Theorien.
1. Das Merkantilsystem entspricht zeitlich dem Absolutismus des
17. und 18. Jahrhunderts; seine hervorragendsten Vertreter sind in Frank¬
reich Ludwig XIV. und sein Minister Colbert, in Preußen Friedrich
Wilhelm I. und Friedrich der Große. Es war die Zeit, als der moderne
Staat entstand; als im Inneren eine straft zentralisierende Zusammen¬
fassung, nach außen ein entschiedener Abschluß erstrebt wurde. Die Wirt¬