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Das Wasser nahm immer mehr eine grünliche Färbung an; ein
frischer Westwind wehte uns entgegen, so daß ich meinen Hut mit
einem Sturmbande unter dem Kinn festsetzen mußte. Die Wasserfläche,
welche bis dahin nur leicht gekräuselt gewesen war, wurde unruhiger;
kleine Wellen zeigten sich schon, die klatschend an dem Bug unsers
Dampfers hinaufsprißten; das Schiff begann auf und ab zu tanzen.
Einige Fahrgäste hatten bereits blasse Gesichter erhalten; aber es sollte
noch besser kommen. Wir fuhren an einer großen Sandbankfläche vor—
bei, welche „der Randzel“ heißt. Einige Seehunde hatten sich auf
derselben gelagert und guckten mit ihren menschenähnlichen Gesichtern
neugierig nach unserm Dampfer herüber. Je weiter wir fuhren, desto
bewegter wurden die Wellen, welche uns aus der Nordsee entgegen—
rollten. Einige spritzten sogar ihren weißen Schaum und ihr salziges
Naß über das Deck des Schiffes hin. Meine Schwester wurde zuletzt
ganz ängstlich, so daß meine Mutter mit ihr nach unten in die Kajüte
gehen mußte. Ich faßte aber meinen Vater bei der Hand und freute
mich ordentlich, wenn eine hohe Welle herankam. Wir sahen jetzt schon
in der Ferne die Türme von Borkum aus dem Meere auftauchen, und
bald steuerte unser Schiff um das Westende vom Randzel herum in die
Fischerbalge hinein. Hier hat man von der Insel aus eine lange
Landungsbrücke ins Wasser hinausgebaut, bei der wir anlegten.
Ein Eisenbahnzug stand schon bereit, um uns aufzunehmen und
nach dem Inseldorfe zu bringen. Die Bahn führt auf einem festen
Pfahlgerüst zuerst über das niedrige Watt hinweg und dann durch die
Dünen hindurch, die sich zu beiden Seiten der Bahn wie hohe Sand—
berge erheben. Nach einer viertelstündigen Fahrt hielten wir vor dem
Bahnhofe in Borkum an, wo sich viele Badegäste eingefunden hatten,
um die neuen Ankömmlinge zu empfangen.
Wir haben mit unsern lieben Eltern einige herrliche Stunden auf
der Insel verbracht. Von dem Leben und Treiben auf Borkum, von
der Zeltstadt am Strande, von dem Baden im Meere, von den Dünen,
von dem Leuchtturme und auch von unserer schönen Rückfahrt will ich
euch ein anderes Mal erzählen. Th. Focken.
123 Das versteinertè Brot.
Im Emder Museum sind viele merlaviirdige Sachen eu selien.
Man findet dort auch ein Brot und einen Kuse von Nein, die
aus dem alten Klosster Diedingu bei Leer stommen, und mit
denen es folgende Beuandtnis haben soll Albs einst ein Bettler
an die Tiir des Klosters pochte, um sich von den Mönchen ein
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