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sichern. Als solche wird allgemein ein Wärmegrad von ungefähr
18 bis 20 °C angenommen.
Um die Zimmerwärme darauf prüfen zu können, ob sie die
normale Höhe erreicht hat, übersteigt oder hinter ihr zurückbleibt,
benützt man das Thermometer, das heutzutage sehr weit verbreitet
ist und ebenso in der Stube des kleinen Mannes, des Bauern und
Handwerkers, wie in den Sälen des Reichen sich findet.
Die Einrichtung des Wärmemessers beruht auf dem physi¬
kalischen Gesetze, daß die Wärme die Körper ausdehnt, die Kälte sie
wieder zusammenzieht. Sein Hauptbestandteil ist eine feine Glas¬
röhre, die oben zugeschmolzen ist und unten in einer kleinen Kugel
endigt. Die Kugel und ein Teil der Röhre find mit Quecksilber,
bei manchen Instrumenten auch mit Weingeist gefüllt, deren Steigen
oder Fallen die Veränderungen der Wärme anzeigt. Denn die
zunehmende Wärme dehnt den Röhreninhalt aus, während jede
Wärmeabnahme ein Zusammenziehen desselben zur Folge hat.
Das der Röhre als Unterlage dienende Brettchen ist zur
genauen Bezeichnung der verschiedenen Wärmegrößen mit einer
Gradeinteilung versehen, deren wichtigste Punkte der „Null- oder
Gefrierpunkt" und der „Siedepunkt" sind. Ersterer wird ge¬
funden, wenn man das Thermometer in schmelzenden Schnee stellt,
letzterer ergibt sich, wenn das Instrument in siedendes Wasser oder
auch in den Dampf desselben getaucht wird.
Der Raum zwischen beiden Punkten ist bei dem jetzt meist bei
uns in Gebrauch stehenden Thermometer (durch Verordnung des
Reichskanzlers vom 9. März 1901 sind alle mit Röaumur-Einteilung
versehenen Thermometer von der amtlichen Prüfung und Be¬
glaubigung ausgeschlossen) von Celsius (einem schwedischen Natur¬
forscher) in 100 Grade eingeteilt. Diese werden Wärmegrade
(fi-) genannt, während die unter dem Nullpunkte angezeigten Grade
Kältegrade (—) heißen.
Die Franzosen haben noch die von ihrem Landsmanne Röau-
mur gewählte Einteilung zu 80 gleichen Teilen in Benützung,
während die Engländer die von dein Danziger Naturforscher Fahrenheit
zuerst gebrauchte Einteilung in 180 Grade bevorzugten. Da letzteres
Instrument zur Bestimmung der Kälte 32 Grade ansetzt und den Ge¬
frierpunkt mit 32 bezeichnet, liegt hier der Nullpunkt um ebensoviele
Grade unter jenem, während der Siedepunkt auf 212 gerückt ist.
Soll das Thermometer bei Messung derZimmertemperatur zuver¬
lässige Angaben machen, so muß es an geeigneter Stelle angebracht
werden. Bor allem ist die Nähe des Ofens zu meiden, ebenso eine
kalte Außenwand, die beide den Quecksilberstand ungünstig beeinflussen.
Am besten bringt man es an einer Zwischenwand an und zwar in
mäßiger Höhe, damit weder die wärmere obere, noch die kältere
untere Luftschicht einen einseitigen Einfluß auszuüben imstande ist.