Full text: Kurze Darstellung der deutschen Geschichte für Volksschulen

84 III. Ztr. Das Mittelalter. Von 768 — 1517. 
Sachsen, des langen Streites müde , versöhnten sich mit 
Heinrich, nachdem Otto von Nordheim gestorben war: es 
schien, als wenn Heinrichs Alter wenigstens ruhig seyn 
sollte. Allein da mußte er noch das Härteste erfahren, 
daß sich seine eigenen Söhne, Kon rad und nachher Hein¬ 
rich, gegen ihn auflehnten. Der letzte nahm ihn sogar 
gefangen und zwang ihn, der Krone zn entsagen. Entrü¬ 
stet fi'oh der alte Kaiser, als er wieder frei war, zu sei¬ 
nem Freunde, dem Bischof Otbert von Lüttich und rüstete 
sich gegen den undankbaren Sohn; aber er starb in Lüttich, 
von Kummer gänzlich niedergebeugt, im I. 1100. Wie 
unruhig und kriegerisch sein Leben gewesen war, bezeugt 
die Menge der Schlachten, in denen er gefochten hatte; 
es waren ihrer nicht weniger als 65. ' 
Der Bischof begrub ihn, wie cs sich gebührte; allein 
der Haß ließ den alten Kaiser auch nicht in seinem Grabe 
ruhen. Sein Leichnam wurde wieder ansgegraben, nach 
Speier gebracht und mußte dort noch fünf Jahre über 
der Erde stehen, bis der Papst Paschal endlich den Bann¬ 
fluch von ihm abnahm. Da wurde er sehr prächtig begraben. 
39. Kaiser Heinrich V. 1100 — 1125. 
Obgleich der neue Kaiser es vorher mit den Päpsten 
gegen seinen Vater gehalten hatte, so zeigte er sich doch 
nun in dem noch nicht geendigten Streite wegen der In¬ 
vestitur eben so entschieden als ihr Gegner. 3m Jahr 1110 
zog er mit einem Heere nach Italien, fing Unterhandlun¬ 
gen mit dem Papst Paschal II. an und zog in Rom ein. 
Als aber der Papst seinen Willen in Absicht der Investi¬ 
tur nicht erfüllen und ihn auch vor ausgemachter Sache 
nicht krönen wollte, ließ er ihn, mitten in großer Ver¬ 
sammlung der Kardinäle, durch seine Leibwache gefangen 
nehmen. Da bequemte sich Paschal zur Nachgiebigkeit, 
überließ dem Kaiser das Investitur-Recht und krönte i'n 
auch. Kaum war Heinrich aber aus Rom weg, als die 
ganze dortige Geistlichkeit sich versammelte und den be- 
fchwornen Vergleich als einen erzwungenen gänzlich ver¬ 
warf. So ging der Streit von Neuem an und dauerte 
bis zum I. 1122. In diesem wurde mit Papst Ealir t II. 
ein Vertrag zu Worms geschlossen, worin beide Parthcien 
etwas nachgaben: der Kaiser that Verzicht auf die Inve¬ 
stitur mit Ring und Stab., weil sie Zeichen der geistlichen 
Gerichtsbarkeit seyen, und behielt sich dagegen das Rechr 
vor, die geistlichen Fürsten durch Ueberreichung eines Scep¬ 
ters mit ihren weltlichen Besitzungen zu belehnen. Das 
war eine gute Auskunft; aber leider hat auch dieser Friede" 
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